Thunderbolts

Gegenwärtig

Sehr gegenwärtig kommt einem dieses neueste Marvel-Produkt vor mit einer ungewöhnlichen Mischung aus Supersuperheldentum, Teamphilosophie und Existentialismus (einmal wird gar Kierkegaard zitiert!) im Sinne, dass der Mensch allein sei, leer (Bob) und ja, in poetischer Variante, dass er sich fühle wie ein Blatt im Wind oder in einem Bach, floating. Die das sagt ist die eindrückliche Protagonistin Florence Pugh als Yelena Belova.

Der Film schildert diesen Zustand massiv, indem er Yelena gleich zu Beginn von einem Hochausdach sich stürzen lässt, ein Bild, was auch im Trailer vorkommt, der Mensch ist ein Nichts. Dagegen hilft nur ein Team. Auch dafür hat der Film von Jake Schreier nach dem Drehbuch von Eric Pearson und Joanna Calo ein imponierendes Bild gefunden: wie sich das Team aus einer aussichtlosen Lage einen endlosen, von innen nicht besteigbaren Kamin hochturnt, so ein Bild fährt ein und man kann sich nicht erinnern, es so schon mal gesehen zu haben. Überhaupt sind die Darsteller der Truppe prima typisiert, alles irgendwie Prototypen heutiger junger Menschen.

Die drahtziehende Figur für die Handlung ist Valentina de Fontaine (Julia Louis-Dreyfus), die auf witzige Art zu verstehen gibt, dass das „de“ unbedingt zu ihrem Namen gehört, die durch ihr Verhältnis zum Cup of Coffee ganz normal menschlich wird.

Valentina ist die Geheimdienstchefin, die eigenmächtig handelt und Experimente zur Entwicklung eines neuen Superhelden durchführt. Gegen sie läuft deswegen gerade ein Impeachment, dem sie sich mit allen Mitteln zu entziehen versucht.

Valentina ist nah an ihrem Ziel, den neuen Superhero in der Avenger-Reihe, die vorgeblich den Staat schützen sollen, die Sicherheit, einsatzbereit zu haben. Das wird die merkwürdige Rob-Figur (Lewis Pullman), ein Drogenabhängiger, der sich für das ausgeschriebene Experiment gemeldet hat. Auch hier ist spannend die krasse Nähe von schier göttlicher Macht und menschlicher Schwäche.

Wie Valentina ihre Experimente und die Konsequenzen daraus für sich selber darstellt, da muss man unwillkürlich an den jetzigen Inhaber der Macht im Weißen Haus denken: sie ist skrupellos, egoistisch, egomanisch und Staat und Gesellschaft sind ihr egal.

Mächtige Katatrophenbilder findet der Film zur Illustration vom Sentinel. Und dass er Humor hat, beweist er nicht nur mit dem kleinen in den Abspann hinein nachgeschobenen Merchandising-Clip.

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