Sisyphus sozial-idealistischer Weltverbesserung
Der Film von Jan Henrik Stahlberg fängt mit einem Disclaimer an, wohl witzig gedacht, weist ein Text daraufhin, dass es sich im Folgenden um eine Satire handle. Ok, der Zuschauer ist damit manipuliert, programmiert, geeicht, darauf zu schauen, wo denn diese Satire sich finde. Da kann er, oder ich mindestens, lange schauen, Satire ist mir nicht begegnet.
Aber es gibt ein Stattdessen. Stattdessen findet sich ein nicht unsympathischer Weltverbesserer, der an Sisyphus erinnert, der immer wieder den gleichen Stein, den mit den bekannten Textversatzstücken über eine sozialere, gerechtere Welt, auf den Berg schiebt und dann rollt er wieder runter.
Jan Henrik Stahlberg spielt Mux, den Weltverbesserer, der nicht frei von Eitelkeit ist. Ihm spielt es durchaus eine Rolle, bekannt zu sein, das ist dem Text über den Mauerfall zu entnehmen, von welchem er bedauernd ein Bild zeigt mit Menschenmassen, die die Mauer stürmen und ganz klein irgendwo mit einem farbigen Kringel herausgehoben, das sei er mit 16, damals noch ein Nichts, ein Unbekannter; womit er zu verstehen gibt, dass dem heute wohl nicht mehr so sei.
Heute ist er Mux und will mit dem Mux-Manifest die Welt verbessern, vor allem den Osten Deutschlands. Dazu reist er mit seinem Assistenten Karsten (Tilman Vellguth), dem er eine nicht besonders dankbare Rolle geschrieben hat, er soll nämlich die Reise mit Handykamera dokumentieren. Er hat eine gewisse Ähnlichkeit mit Mux, könnte sein Sohn sein.
Die Reise fängt mit einem Bahnchaos am Ausgangsort München an. Ansagen und Hinweise auf ausgefallene oder enorm verspätetet Züge. Mit Satire hat das rein gar nichts zu tun. Das ist leider traurige Realität.
Beim Versuch der Rekapitulation des Filmes und also dieser Reise fällt mir auf, dass mir so gar nicht viel wieder einfallen will. Es gibt fast denunzierend negative gezeichnete Obdachlose und Zukunftslose, das ist dann womöglich als Satire gemeint, wenn der Prophet des Mux diesen auf den Kopf zu sagt: „Ihr seid Looser“.
Offensichtlich und gemeinsam an allen Bemühungen, die Leute für die Idee des Mux zu gewinnen, ist, dass sie fruchtlos sind, egal, ob sie an Haustüren klingeln oder auf der Straße Leute ansprechen. Auch die Entführung von CEOs und deren Belehrung durch Maskenmänner kommt weder besonders lustig noch originell rüber, eher wirkt der Gag bemüht und müde.
Was die Sache mit dem mehrjährigen Wachkoma ist, bleibt mir schleierhaft. Er ist dann im Rehazentrum Bad Schallerbach in Österreich. Der Zusammenhang für den weiteren Fortgang der Geschichte ist mir nicht mehr rekonstruierbar.
Sicher, wenn in einem Film der Traum von der friedlichen Revolution vorkommt, so dürfte das kofinanzierenden, weisungsgebundenen Fernsehredakteuren willkommen sein, weil damit gehen sie garantiert kein Risiko ein. Und da das Drehpensum im Osten offenbar nicht ergiebig genug war für einen fernsehtauglichen 90-Minüter, reist das Team in der Weltgeschichte herum, nach Frankreich, nach Griechenland, ohne uns auch nur einen Hinweis zu geben, was daran satirisch oder hilfreich für das Schauen des Filmes sein soll.