Der Meister und Margarita

Mundus bulgacovus

Ja, Latein wird auch gesprochen von Pontius Pilatus (Claes Bang) im Theaterstück des Autors (Evgeniy Tsyganov). Darin geht es um Jesus und die abendländisch-christlich-kulturellen Icons, an denen Bulgakov sich in seinem Roman, der hier von Michael Lockshin, der mit Roman Kantor auch das Drehbuch geschrieben hat, verfilmt worden ist.

Doch das Theaterstück bekommt Schwierigkeiten. Es wird abgesetzt. Bei der Kulturbürokratie weiß man nie, vielleicht wird es am nächsten Tag wieder in den Spielplan aufgenommen.

Margarita (Yulia Snigir) wird des Autors Muse. Sie soll ihn inspirieren bei der Arbeit an seinem neuen Text. Hier kommt Woland (August Diehl) ins Spiel, eine Mephisto-Figur, ein Teufel, der stets das Gute will und das Böse schafft mit explizitem bezug auf Goethe; aber gleich auch der Satan.

Auch der Komponist Berlioz kommt vor, dessen Totenkopf, aus dem ein Trinkgefäß gemacht wird, aus dem Blut – ach dieser kostbare Saft … . Bulgakov arbeitet sich ab an den Versatzstücken der bürgerlichen Kulturwelt, bricht sie, wirbelt sie durcheinander, als ob er ihrer zum Erbrechen überdrüssig sei. Er ist dieser Kultur verhaftet, versucht gleichzeitig, sich von ihr zu distanzieren. Es wirkt wie eine Hassliebe.

Der Regisseur bringt diesen faszinierenden Bilderverhau mit den bewährten und kreativen Mitteln des russischen Kinos dicht und bannend auf die Leinwand. Keine Schiene, die auch nur annähernd routiniert befahren scheint. Es ist die Zeit der Roaring Twentieth und auch denen bekommt es im Film nicht gut.

Es ist Theater pur, Filmkunst pur. Allein die Szene mit der Voraussage von der Straßenbahn, dem Drehkreuz und dem abgetrennten Kopf. Alles quirlt durcheinander. Gekonnt. Gekonnt. Bleibt nur die Frage, wie weit so ein Film aktuell schmerzende Saiten in unserem heutigen Leben zum Vibrieren bringen kann. Hinzu kommt diese architektonisch aufregende Nervenklinik. Und der Zeppelin lädt zum Fliegen ein.

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