Kunsthistorisch begründeter Spuk mit Laune
Immer wieder referiert der Spukfilm von Alex Scharfmann auf Einhorn-Zeichnungen aus dem 15. Jahrhundert. Die prägen den Blick auf das Movie. Die geben zu verstehen, dass bei all den Unglaublichkeiten das Phänomen in der menschlichen Kultur verwurzelt ist.
Dazu baut der Filmemacher die Gegenwart als attraktiven Gegensatz auf. Die moderne Welt mit ihren Flugzeugen, damit fängt der Film an, dass Vater Elliot (Paul Rudd) mit Töchterchen Ridley (Jenna Ortega) im Flugzeug sitzen, das gerade die Startbahn auf einem Flughafen in den Gebirgen Kanadas erreicht hat.
Statt die Startfreigabe zu bekommen, nutzt der Film diesen Moment höchster Anspannung bei Passagieren und Crew, um das Kaliber seiner Humorlage im Hinblick auf sein Sujet bekanntzugeben. Er setzt viel Footage für eine Miniszene ein. Eine noch im letzten Augenblick auf ihren Platz huschende Flugbegleiterin weht mit ihrem Luftzug das Manuskript, das Elliot in Händen hält, auf den Gang zwischen den Reihen.
Es dürfte, werden wir später vermuten, der Entwurf für den Stiftungsvertrag sein, den Elliot bald schon Odell (Richard E. Grant) zur Unterzeichnung vorlegen wird. Alex Scharfman macht nun eine Riesennummer draus, wie Elliot versucht, mit seinem Schuh das Papier zu angeln, ohne gegen die Bestimmungen nochmal den Sicherheitsgurt zu lockern. Das macht er dann doch, beugt sich vor, um das Dokument aufzuheben, was dazu führt, dass sein Töchterchen, das an ihn gelehnt war, brutal mit dem Kopf auf die Lehne zwischen den beiden Sitzen knallt.
Damit ist markiert, wie inszeniert und gespielt wird: nicht so ganz realistisch, sondern dem Spukgenre in die Hände arbeitend; die Menschen, die wie Marionetten in einem undurchdringlichen Game zwischen Realität und Irrationalismus und Magie agieren.
Die Realität unserer Gesellschaft kommt dabei nicht zu kurz. Auf dem Serpentinenweg hoch hinauf zur Residenz von Odell, mitten in einem Naturschutzreservat, knallt Elliot mit seinem Wagen und der Tochter drin, in ein Einhorn. Es ist offensichtlich tot. Die beiden verstauen es im geräumigen Volvo.
Zum Hofstaat der Gastgeber gehören Belinda (Téa Leoni), Shepard (Will Poulter) und Diener Griff (Anthony Carrigan).
In der überspitzten, dem Genre sich beugenden Art, wird nun lustvoll geschildert, wie die Gäste und Bittsteller, sie wollen die Unterschrift von Odell, versuchen, einerseits den Einhorn-Unfall zu vertuschen und andererseits so schnell wie möglich an die Unterschrift zu gelangen. Bewährtes Komödienmuster, lustvoll frisch dargeboten auch vom spielfreudigen Ensemble.
Dann greift das vermeintlich tote Einhorn ein, gibt dem Film eine dramatische Wendung, innerhalb derer der totkranke, an Krebs leidende Odell wieder aufstehen und gehen kann, in welchem Forscher zu Rate gezogen werden und Einhornpartikel mit den modernsten Methode untersuchen, während Töchterchen, im typischen Einhorn-Coming-of-Age noch ein reines Mädel, sich an die historische Recherche zu Einhörnern macht.
Modernes Unterhaltungskino, was ein paar Errungenschaften unserer überdrehten Zivilisation mit dem Magischen in Verbindung bringt und augenzwinkernd – bei aller Sympyathie für das Übersinnliche – offen lässt, wer Oberwasser hat.