Grün, so grün
ist der Wald, der Lebensraum des Protagonisten und der anderen Tiere dieses Filmes von Michel Fessler, der mit Laurence Buchmann auch das Drehbuch nach der berühmten Geschichte von Felix Salten geschrieben hat. Hier können die Augen entspannen, können die Augen über die Leinwand von einem Grün zum anderen wandern. Können die Augen sehen, wie Bambi, der in der Erzählung der Märchentante (Senta Berger), immer nur als er, als ein Junge, als ein kleiner Prinz bezeichnet wird, kaum zur Welt gekommen, versucht aufzustehen, während er noch von der Mutter kümmernd abgeleckt wird. Noch bevor er überhaupt was gesehen hat, entdecke er viel Neues, heißt es.
Gedreht worden ist in einem Tierpark, der eigens für Filmaufnahmen da ist. Es ist also eine Realverfilmung, ein inszenierter Tierfilm wie schon Die Eiche – mein Zuhause, bei der auch Michel Fessler als Drehbuchautor mitgewirkt hat. Und wie dort, gibt es auch hier im Tierreich keine Beute, es gibt kein Beutemachen, gesprochen wird nur von Hunger.
Gezeigt werden aus der bösen Menschenwelt lediglich ein Beil, Tierfallen, Waldwege, geteert und nicht geteert. ein Jäger kommt vor und Jagdhunde. Während es den Augen also gut geht, so könnten die Ohren vor lauter Süßmusikwolke Diabetes kriegen.
Erzählt wird die Geschichte des Heranwachsens von Bambi, der eines Tages mit einem Geweih der König des Waldes sein wird. Tierische Herrschaftsstrukturen. Auf ihn wirft schon in den ersten zwei Jahren diskret aus dem Hintergrund sein stolzer Vater unsichtbar ein Auge.
Für Erziehung und Ausbildung von Bambi ist die Mutter allein zuständig. Nach langer Zeit wird er eine Gespielin kennenlernen, ein Sie-Reh, eine potentielle Geliebte. Anthropozentrischer könnte die Liebesgeschichte und das Coming-of-Age kaum erzählt werden, so anthropozentrisch, dass es einem allmählich auf den Geist geht und man sich nicht mehr vorstellen kann, dass dem Original von Felix Salten, wenn es denn so geschrieben worden wäre, eine über 100jährige Erfolgsgeschichte beschieden gewesen wäre.
Für die Augen als Beifang und gleichsam als Entschädigung gibt es Tieraufnahmen von Igel, Hasen, Fasan, Wolf, Maus, Krähe, Eule, Wildschwein, Libelle, Schmetterling, Eichhörnchen, Adler, Waschbär, Frosch, Blaumeise, Glühwürmchen und die pflanzliche Natur, herrlich über die Jahreszeiten ihr Kleid wechselnd.