Galliges Selbstporträt des Filmemachers als eines alten Mannes
Manche Filmemacher wie Scorsese oder Coppola wollen im hohen Alter der Welt noch ihre ganze Weisheit hinterlassen, siehe Megalopolis oder Killer of the Flower Moon oder verfrüht schon Tom Tykwer mit Das Licht.
Bill Bennet, Jahrgang 1953, also noch gar nicht so alt, schreibt als eine „wahre Geschichte“ dem Filmregisseur Bill (Chris Haywood), Jahrgang 1948, zwar etwas älter, aber noch nicht greisenalt, einen Jakobsweg auf den Leib.
Er sei australischer Filmemacher, 41 Jahre verheiratet mit Jennifer (Jennifer Cluff), und ist, wie er vom Jakobsweg hört, gleich angefressen von der Idee. Wenn ein Künstler eine Idee hat, dann geht er sie auch bis zum bitteren Ende oder bis zur Selbsterkenntnis.
Der Film wirkt wie ein galliges Selbstportrait des Filmemachers, wunderbar umrandet, geschmückt mit Bildern und Philosophemen vom Jakobsweg. Vermutlich hat Bill Bennett den auch gemacht und daraus den Anekdotengehalt für seinen Film bezogen. Den Protagonisten konnte er nach seinem Gusto charakterisieren als einen egozentrischen, egomanischen Typen, dem sein Werk immer wichtiger war als seine Frau und seine Kinder. Zu der Erkenntnis gelangt er. Aber sein Schaffenstrieb, sein Selbstverwirklichungstrieb sind stärker als jede Vernunft und als jeder Ratschlag von seiner Frau.
Mit kaputtem Knie marschiert der Halsstarrige los, lediglich einen knorrigen Stock als Hilfsmittel. Erst wie die Schmerzen unerträglich werden, lässt er sich überreden, zwei Walkingstöcke sich zuzulegen.
Es gibt, wie gerne in den Jakobswegfilmen, deren Liste fast täglich länger wird, Wiederbegegnungen; die Leute sind alle mit demselben Ziel unterwegs, treffen sich in den Pilgerherbergen, tauschen sich aus. Pflichtschuldigst fragt der Regisseur manche Mitwanderer nach ihren Motiven.
Bill hat seine Macken. Wenn Mitpilger oder Servicekräfte ein Foto von ihm machen sollen, so achtet er peinlichst auf den Headroom, den Platz, der überm Kopf frei bleibt; meist ist es zuviel; auf so einer Pointe kann er durchaus rumreiten. Er liebt die Drohnenaufnahmen von seiner Reise, besonders die aufsteigende Drohne scheint es ihm angetan zu haben. Beim Thema Getränke kann er als Australier begründen, warum er nie Bier getrunken hat, weil das in Australien nur die Hoboos tun würden. Aber auch hier lässt er sich bekehren.
Ein anderes Thema, an dem sich seine eher kleinkarierte Peniblität, seine Kontrollfreak-Mentalität zeigt, das ist das Gewicht des Rucksackes. Der soll zehn Prozent des Körpergewichtes nicht überschreiten. So ist es wichtig, dass er – zum ersten Mal in seinem Leben – eine Nassrasur macht, weil ein Nassrasierer weniger Gewicht auf die Waage bringt als ein elektrischer.