Lesbischer Urknall
Für manche Frau muss sich der Strand von Eresos auf der griechischen Insel Lesbos in den Sommern ab den 60ern, 70ern wie ein lesbischer Urknall angefühlt haben.
Hier traf sich die internationale lesbische Diaspora, eine Frauengemeinschaft wie sie wohl zu der Zeit ihresgleichen gesucht hat. Ein Strand nur für Frauen, die schönsten dazu, ein Strand nur für die Liebe von Frau zu Frau, frei, abenteuerlich, unterm Himmel, am Meer, nackt wie Gott sie schuf.
Das Archivfootage von Filmemacherin Tzeli Hadjidimitriou ist aufregend, vermittelt diesen Eindruck einer lesebenhistorisch einmaligen Sitution.
Die Frauen, frei von Diskriminierung, Ausgrenzung, Versteckspiel in ihren Wohnorten überall in Europa oder Amerika. Wochen der freien Liebe, des offenen Händchenhaltens, des unbegrenzten Glücks, frei von Intrigen, Tage und Nächte der Lust und zwischendrin wieder ins Wasser.
Als Icherzählerin begleitet die Filmemacherin ihre Chronik dieses Strandes, dieser Community und wie sie sich im Laufe der Jahre gewandelt hat. Die große Zeit mit eigenen Hotels und Discos im Ort, die schon wieder vorbei ist. Die langsame Bewegung, dass Lesben verfallene Häuser aufkaufen und zu ihrem Erst- oder Zweitwohnsitz gemacht haben, die hält an.
Die wechselhafte Geschichte mit den Einheimischen, indirekt auch das Bedauern des Verlustes der Exklusivität der Sommergemeinschaft, bei der auch Kulturelles und Politisches verhandelt wurde.
Andererseits die Zufriedenheit darüber, dass man auf der Insel inzwischen eine Gemeinschaft sei, die sich gegenseitig helfe und unterstütze. Zwischendrin blendet die Filmemacherin Zitate der Inseldichterin Sappho ein, der literarischen Schutzpatronin der Lesben, wenn man so will. Ein den Augen schmeichelnder Film voll unerhaltsamer Anekdoten aus einem Biotop mit einer einmaligen Geschichte.