Victoria muss weg

Stiefmutterbeseitigungsfantasie

Wer hat nicht davon gehört oder kennt gar selber jemanden, der sich dadurch, dass ein neuer Mensch in sein Leben tritt, nicht nur völlig verändert, sondern auch seine bisherige Beziehungen aufs Spiel setzt.

Die Rede ist speziell von Männern, die eine neue Frau kennenlernen, die ihnen neue Welten der Lust und der Gefühle eröffnet, was genau, dürfte ein Geheimnis bleiben. Für das bisherige soziale Umfeld jedenfalls ist das eine Herausforderung. Mordfantasien können sich durchaus aufdrängen.

Gunnbjörg Gunnarsdóttir, die mit Rolf-Magne G. Andersen auch das Drehbuch geschrieben, spielt in ihrem Familienfilm so eine Situation gnadenlos durch. Wobei nicht neu ist, dass Familie ein idealer Boden für Mordphantasien, gar Morde ist. Welches Kind hat nicht schon den Tod eines neuen Brüderchens oder Schwesterchens gewünscht, das plötzlich mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Nikolai (Morten Svartveit) ist der Familienvater mit der neuen Frau an seiner Seite, mit Victoria (Ine Marie Wilmann). Sie kommt aus der Großstadt, aus Oslo, er vom Lande. Seine beiden Kinder Hedig (Mille Sophie Rist Dalhaug) und Henrik (Sverre Thornam) leiden unter der neuen Stiefmutter, die ständig alles bestimmt, neue Regeln einführt.

Der Papa scheint ihr hörig, ergreift Partei für sie. Für die Kinder eine unhaltbare Situation. Aber sie sind nicht auf den Kopf gefallen. Man liest ja Comics. Und findet dort Inspiration.

Die Situation eskaliert bei einem Ausflug ins Haus der Oma, das inzwischen formal auf den Vater überschrieben ist. Dort soll die Hochzeit mit der neuen Frau gefeiert werden. Bezeichnend für die Stimmung ist eine Szene auf dem Motorboot, mit dem die Familie zum Haus der Oma unterwegs ist. Victoria will ein Foto von den Kindern schießen. Die gucken böser als je ein Killer schauen kann. Victoria meint, sie sollen lächeln. Erst wie Hedig die Stiefmutter rücklings ins Wasser gestoßen hat, kann sie lächeln.

Die Regisseurin erzählt mit grinsender Lust, ja Hinterlist, wie die Kinder sich überlegen, wie sie die Stifmutter loswerden können. Sie entdecken in einem Bodybilder-Studio Carl (Leo Ajkic). Da er aus dem Balkan stammt und dem Klischee eines Killers aus dem Film oder aus den Comcics entspricht, wollen sie ihn als Killer der Stiefmutter anheuern. Leicht gewinnen sie auch die Oma (Anette Hoff) für ihr Unternehmen, das sie weltfremd wie erheiternd angehen. Der Musikscore quietscht ab und an vergnügt dazu.

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