Lebenslinien; in Franken fand ich meine Sprache wieder (BR, Montag, 31. März 2025, 22.00 Uhr)

Migration

ist wohl eines der, wenn nicht das politische Reizthema der Zeit, mit dem Stimmen und Wahlen gewonnen oder verloren werden, Immigration begrenzen, Abschiebung, Grenzkontrollen, um beim salonfähigen Vokabular zu bleiben. Es sind Diskussion mit viel Gehässigkeit, Fremdenhass, nicht gerade im Sinne eines Humanismus.

Das Schicksal von Migranten bleibt dabei weitgehend uninteressant. Insofern ist es verdienstvoll vom BR und sicher im Sinne eines öffentlich-rechtlichen Rundfunkes, die Vorzeichen mal umzudrehen, über ein deutsches Migrantenschicksal zu berichten.

Es geht um Ella. Sie ist in der Ukraine der Sowjetunion geboren als Kind von ursprünglich Deutschen. Nach dem Krieg erlebten diese dort Diskriminierung und Abschiebung. Ihre Eltern wurden nullkommaplötzlich Tausende Kilometer östlich nach Archangelsk transportiert.

Ella selbst erlebt als Kind mit ungewöhnlichem Vornamen in der Schule Ausgrenzung. Sie will sein, wie alle anderen. Das treibt ihren Ehrgeiz an. Den kann sie im Sport zeigen. Wettkampfschwimmerin, auch wenn die Olympiateilnahme nicht funktioniert. Sie beweist sich damit, dass sie Dinge erreichen kann, auch wenn diese mit Schmerzen verbunden sind.

Nach dem Fall des Eisernen Vorhanges zieht die Familie nach Deutschland. Wieder Migrantenschicksal. Ankommen in einer fremden Welt, im Auffangslager. Wieder packt sie der Ehrgeiz, derjenige der Integration.

Sie wird Journalistin, und auch das ist wunderbar, dass die Lebenslinien mal nicht sich in den Abwinden von Promis einnisten, denen es nur ums Promitum geht; sondern dass hier ein Medienmensch im Mittelpunkt steht, dem es um die Sache geht. Sie ist in Nürnberg inzwischen eine nicht nur respektierte, sondern auch geehrte Persönlichkeit.

Wer so ein Schicksal hat, bleibt immer skeptisch, hält die Zeitenläufte für launisch genug, dass auch ihr plötzlich wieder ein Aufbrauch blühen könnte. Zu schön wäre es, wenn auch nur ein Zuschauer, der Migration bisher im Fahrwasser des Populismus nur negativ gesehen hat, zum Nachdenken und zum Schluss käme: so etwas kann jedem Menschen passieren.

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