Mit robustem Humor
dem Thema Schmerz und dem ewigen Überlebenskampf des Menschen auf den Zahn gefühlt.
Nate (Jack Quaid) ist ein Angestellter bei der San Diego Trust Bank. Er lebt einsam. Seinen besten Freund Roscoe (Jacob Batalon) kennt er nur als unbekannten Spielpartner eines Internetgames. Immerhin ist er stellvertretender Filialleiter.
Nate kommt ins Gespräch mit der Mitarbeiterin Sherry (Amber Midthunder). Sie ist hartnäckig, will ihn treffen. Es gibt keine Ausreden mehr. Es stellt sich heraus, dass beide ihre Geheimnis haben. Er hat das seltene Syndrom der Schmerzunempfindlichkeit. Sie hat einen Oberkörper voller Narben. Es entwickeln sich Gefühle der Zuneigung.
Der Film von Dan Berk und Robert Olsen nach dem Drehbuch von Lars Jacobson fängt als feine, humanistische Feelgood-Komödie an. Der Umgang der beiden mit ihrer aufkeimenden Liebe ist respektvoll und lässt hochrechnen auf Emanzipation durch Beziehung.
Ätsch, da grätscht der Film aber heftig dazwischen. Ein weiterer Tag in der Bank. Drei Nikoläuse betreten die Bank. Es ist ein Überfall. Da der Filialleiter, der die Tresornummer rausrücken sollte, bald tot ist, verrät Nate diese.
Die Ganoven geraten in Zeitnot, schaffen es zwar, den Tresor zu öffnen und eine Tasche mit Banknoten mitzunehmen, aber da sind schon die Polizeisirenen zu hören. Sie nehmen Sherry als Geisel mit. Draußen gibt es eine wilde Schießerei mit der Polizei. Es ist abstoßend, können die denn nichts anders, die Amis.
Aber die Grundlage ist gelegt für eine Heldenreise des biederen Bankangestellten, wie sie eben nur im Film möglich ist. Sie erhält einen zusätzlichen Reiz mit der Schmerzunempfindlichkeit von Nate. Den reizt der Film bis zum Exzess aus.
Jeder Schmerz im Film, den Nate nicht schmerzt (und es sind ihrer nicht die unerheblichsten), schmerzt umso mehr den Zuschauer. Der ist hernach so richtig durchgeknetet von Phantomschmerzen.
Nate macht sich Sorgen um Sherry und, da die Polizei vorerst ausgeschaltet ist, mit einem Polizeiwagen selbständig auf die Verfolgung der Verbrecher. Der brave Bankangestellte gerät in lauter Situationen, die er allenfalls vom Actionfilm oder von seinen Videospielen her kennt. Er besteht einige besonders schwierige mit Bravour (oder mit Bratpfanne), dank seiner Schmerzunempfindlichkeit.
Der Film spielt mit einer bissigen Humor-ist-wenn-man-trotzdem-lacht-Haltung den ewigen Überlebenskampf des Menschen durch, dann liegt er unten, dann gewinnt er wieder die Oberhand, es kommt eine neue Gefahr, ein neuer Gegner. Es ist das Stehaufmännchenspiel, wie doch so mancher es, wenn auch nicht so überhöht und blutig dargestellt, in seinem kleinen Alltag irgendwie ständig erleben.
So hält der Film die Spannung und den Zuschauer atemlos bei der Stange. Für harte Lacher, einer nach dem anderen ist gesorgt. Kino als kathartisches, psychohygienisches Antischmerz-Erlebenis, souverän kalkuliert und umgesetzt.