Irgendwo in Maine –
Family-Business
Es geht nichts über Familie. Das ist ein Credo des amerikanischen Kinos. Es kennt sich also bestens aus hierin und verfügt somit auch über die Mittel, das Thema ironisch augenzwinkernd anzugehen und damit bestens als Genre zu unterhalten.
Das Thema wird geschickt außerhalb der Schmerzgrenze gerückt und gleichzeitig unter erhöhten Fokus gesetzt in einem geräumigen Wochenendhaus in den Wäldern von Maine.
Vincent (Ed Harris) lebt hier mit seiner jüngeren Frau Sandy (Gabrielle Union), die den etwas frühreifen, evolutionstheoriebewanderten DJ (Miles J. Harvey) mit in die Beziehung gebracht hat.
Der deutlich ältere Sohn von Vincent, Rocco (Lewis Pullman), taucht unangemeldet mit seiner hochschwangeren Frau Marina (Emanuela Postacchini) auf, offensichtlich in Schwierigkeiten; wie ein Gepäckstück bringen sie Ruth (Jennifer Coolidge) mit, die Ex-Frau von Vincent, die völlig durch den Wind ist, egal, Alkohol oder Drogen.
Schön übersichtlich blättert der Film von Dito Montiel weitere personae dramatis und auch Nebenschauplätze auf.
In einer klassischen Szene betreten Lefty (Billy Murray) und Lonnie (Pete Davidson) einen abseits gelegenen Kiosk. Es wird keine Zeugen geben.
Zum Brüllen komisch, es lässt an das Frischstück vom Biedermann und den Brandstiftern denken, ist die Szene mit den Nachbarn am Hauptwohnsitz von Vincent, die Lefty und Lonnie viel Zeit sparen wird.
Es gibt Rückblenden, die den Zusammenhang dieser Familie klar machen. Darin kommen auch der Bruder von Rocco, Johnny (Michael Angelo Covino), auf. So rundet sich das Bild der Familienverhältnisse, des Familiengeschäftes, der Liebes-, Eifersuchts- und Racheverhältnisse.
Dabei spielt „decency“ eine große Rolle, die gerne auch mit der Pistole oder dem Gewehr geklärt wird, was wie in einem Shakespeare-Drama zu Verlusten im Cast führt und je größer die werden, desto mehr nähern wir uns dem Ende.
Familie so gekonnt und gleichzeitig mit einem Lächeln vorgeführt zu bekommen, so weit weg und doch so nah, das lässt den Zuschauer beschwingt das Kino verlassen, weil er einer exzellent erzählten und besetzten Geschichte, ja direkt einer humorvoll präsentierten Familien-Moritat beiwohnen durfte.