Eigentlich sollten wir (ARD, Mittwoch, 26. März 2025, 20.15 Uhr)

Drehbuchstoryelastizität

Dieser Fernsehfilm von Harald Sicheritz nach dem Drehbuch von Thomas Mraz und Klaus Eckel unter redaktioneller Betreuung von Klaus Lintschinger vom ORF und von Amke Ferlemann und Patricius Mayer vom BR, Koproduktion also, die auch von deutschen Zwangsgebührenzahlern mitfinanziert wird, zeigt eine enorme Elastizität, so wie er selbst sich lustig mach über Moralealstizität. Darüber sich lustig machen ist selbstverständlich leicht und billig. Wenn es denn nicht so bleischwer auf Elefantenfüßen – dagegen ist die Elefantenhupe am geschenkten Gaul gleich VW-Bus direkt ein Highlight – daherkäme.

Krampfhaft wird Witzchen an Witzchen gereiht, alles was im Dunstkreis von Wokeness an Begriffen vorkommt, soll durch den Kakao gezogen werden. Das steht auch jedem Menschen frei, dafür eignen sich besonders Stammtische aber doch nicht das Abendprogramm der ARD. Hier wirkt es für den Zwangsgebührenzahler wie eine Ohrfeige.

Vielleicht ist so ein Produkt geeignet für Menschen, die mit ihrer Zeit schlicht nichts anzufangen wissen. Ein gewisses Konstrukt ist durchaus da. Im Zentrum steht die Künstlerfamilie Steindl (Vater: Thomas Mraz, Mutter: Marleen Lohse). Er ist Fotograf. Sie ist Grafikerin. Sie ist eines Tages erfolgreicher als er, was das Einkommen betrifft. Sie haben drei präpubertäre Kinder.

Prinzipiell gehört zur inhaltlichen Ausstattung dieses TV-Movies das Zelebrieren der Überforderung der Eltern mit Beruf und Familie in abgedroschensten Bahnen. Wegen eines kaputt gegangenen Spielzeuges kommt Papa in Kontakt mit einem Repair-Café. Die wollen die Gesellschaft noch ändern und machen Guerilla-Aktionen in Spielzeuggeschäften.

Gleichzeitig findet Marion eine gute Anstellung bei einer Kinderzeitschrift. Ab jetzt arbeitet das Ehepaar quasi auf widersprüchlichen Feldern. Konflikte sind programmiert. Sie werden vom Drehbuch lottrig behandelt, mehr skizziert als durchdacht.

Als besonders originell und mit voller Holzhammerattitüde in das TV-Movie eingebracht wirkt die Kriminalpolizei die noch dümmer ist als die sprichwörtliche Dümmeralserlaubtpolizei. Da werden Verhöre parodiert. Es gibt eine Entführung und die klischeehaft aufmerksamen Nachbarn.

Ausgeleierte Story angereichert mit ärmlich Witzchen, die verbissen lustig sein wollen. Eine Zumutung für den anspruchsvollen Zuschauern. Die machen es sich billig.

Zudem reiten sie auch noch platt auf der allerallgemeinplätzigsten Kapitalismus-Erfolgsschiene mit Klickzahlen und Luxuslimousinen und würgen den schütteren Plot in Richtung Minute 90 auf ein Happy-End zu, nachdem der schwerfällige Twist des Produktes anderthalb Stunden lang geächzt und gestöhnt hat.

Es wird nicht so klar, worüber sich der Film lustig macht, über das dumme Publikum, das ihn womöglich doch noch einschaltet? Oder über die Fernsehredakteure, die echt den Segen zu dieser bleischweren, möchtegernkritischen Pseudohumorneed-Selbstdarstellung geben?

Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!

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