Halbscharige Doku
Felix Neureuther ist ein Promi und er lebt davon, ein Promi zu sein. Fernsehauftritte sind also immer gleichzeitig PR-Auftritte, die für ihn bares Geld bedeuten in vielfältigen anderen Funktionen, wie Markenbotschafter (hm, Autos und erst recht Limousinen, sind nun nicht gerade als Natur-, Klima- und Alpenschützer bekannt; vielleicht hätte man sich besser einen glaubwürdigeren Protagonisten gesucht).
In dieser Doku von Georg Bayerle und Nick Golüke ist Felix Neureuther der Protagonist. Er erhält also viel Bildschirmzeit, die für ihn gleichzeitig Werbezeit ist.
Halbscharig ist die Doku aber auch thematisch. Da hätten die zuständigen Redakteure Astrid Harms-Limmer und Christoph Netzel vielleicht etwas mehr darauf achten sollen, auf präzisere Fragestellung; aber es ist ja auch schwierig, einerseits die Alpen zu schützen, andererseits den Tourismus in den Alpen propagieren zu wollen.
Momentweise erweckt die Doku den Eindruck, ein Werbefilm für die Tourismus-Region Berchtesgaden zu sein.
Ab und an kommen merkwürdig schwammige Kommentare, die meinen, man müsse auf die Alpen achten und der Tourismus müsse sich anpassen. Auch von den Topoi her wirkt die Auswahl beliebig. Immer ist der Protagonist zu sehen, legt mal symbolisch Hand an bei der Tierfütterung, beim Winterfestmachen einer Alphütte. Er klettert, paddelt mit dem Kajak, fliegt mit dem Helikopter. Er besucht die Megabaustelle für ein Pumpspeicherkraftwerk, macht Werbung für den Alpinisten und Freelancer Simon Messner, der zur Fragestellung nicht viel beizutragen hat.
Der Protagonist schaut mit Schulkindern Vogelfedern an. Manchmal steht er etwas unbeholfen da. Überhaupt wirkt das Doku-Produkt tranig, wenn man im Vergleich dazu etwa „I am the river – The river is me“ aus Neuseeland anschaut (kommt im Mai ins Kino). Die sollten sich die beiden Fernsehredakteure zu Gemüte führen, um Inspiration zu erhalten, wie man spannend über die Probleme von Natur und weichem Tourismus berichten kann.
Mit reißerischem Laienfootage von Naturkatastrophen zu Beginn wird das Thema angetippt. Aber der Themenbereich ist zu groß, die sich anbahnende Katastrophe vielleicht auch, als dass ihr mit ein paar zufälligen Stippvisiten (Zugspitze, Alphütte, Bauer, Klettergarten, Fluss, Staudammbau), wo es mehr oder weniger virulent wird, griffig beizukommen wäre.
Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers