Ninotschka sucht den Frühling

Ein Wintertraum

DDR-Heimatfilm, DDR-Idylle, DDR-Bergfilm, DDR-Kinderfilm, DDR-Biedermeierfilm, DDR-Klinikfilm, DDR-Illusionsgeschichte.

Man muss nur stark genug träumen, dann wird das Unmögliche wahr, dann wird aus einer ordinären Speisezwiebel eine Tulpe und aus dem Winter wird Frühling. Das ist die Lehre des russischen Majors (Jürgen Frohriep) an die Titelfigur Ninotschka (Catrin Hennig), ein munteres Mädchen, das mit ihrer Mutter, Schwester Lusja (Ingrid Föhr) tief in den Bergen, traumhaft verschneit, in einem aus einem Chalet gebauten Herzsanatorium lebt.

Ninotschkas Spielfreund ist Waljerka (Andreas Schlarmann), ein etwas größer gewachsener Bub, der ihr auch mal die Schneehütte kaputt haut; was aber nach Reparatur des Schadens keine Friktion in die Kinderfreundschaft bringt.

Sonst gibt es in der Einsamkeit niemanden, außer noch dem Hausmeister Onkel Timofei (Harry Hindemith). Dessen Drähte zu Kindern halten sich in Grenzen.

Da lässt sich der Fliegermajor und Kurgast mit Herzproblemen mehr auf Ninotschka ein, hilft ihr beim Bau der Schneehütte, unterstützt ihre Raumfahrtsfantasie, holt sie wieder vom Baugerüst herunter, das die Startrampe darstellt, und auf der Waljerka sie schmählich hat sitzen lassen. Er ist es, der die Illusion mit der Tulpenzwiebel unterstützt. Aber er muss auch wieder abreisen.

Dieser DDR-Film ist von 1972/73 von Ursula Schmenger, die mit Doris Wildbrandt auch das Drehbuch frei nach der Erzählung von E. Zujurupa geschrieben hat. Er spiegelt eine heile Welt, die von kleinen Missetaten nicht erschüttert werden kann. Vermutlich legt er Zeugnis ab über den DDR-Winterschick von damals, besonders die beiden Kinder tragen recht aparte Klamotten, aber auch bei den Erwachsenen ist ausgewählte Eleganz zu beobachten; auch das Kinderzimmer von Ninotschka ist auffällig bunt und elegant.

Und fast möchte man den Film als ein Dokument der Klimageschichte sehen, wann haben wir zuletzt so einen Winter gehabt? Vor allem scheint er ausgiebig zu sein, das erzählt der Film deutlich. Das Bild mit der Speisezwiebel, aus der eine Tulpe werden soll, ist vermutlich als subtiler Kommentar zum stotternden Idealismus der DDR zu verstehen.

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