Niki de Saint Phalle

Traumatisiert

Dieses Biopic über Niki de Saint Phalle konzentriert sich auf ihre frühe Zeit und stellt sie vor allem als eine traumatisierte Frau dar, hobbymalende Arztgattin mit zwei Kindern, die oft in psychiatrischer Behandlung ist. Es sind Amerikaner aus Boston, bilingues, die in Paris leben.

Die Behandlungsmethoden in der Klinik wirken archaisch, Elektroschocks und anfangs keine Aktivitäten. Aber hier fängt Niki de Saint Phalle an, sich künstlerisch zu betätigen, mit Materialien zu arbeiten, zu kleben, Collagen zu machen. Ihr Trauma ist Missbrauch durch ihren Vater, der offenbar keine Frau unberührt lassen konnte. Deshalb zeigt der Film oft Krämpfe, die die Darstellerin der Künstlerin, Charlotte Le Bon, spielen muss. Auch der latente Hang zur Selbstverstümmelung wird illustriert mit Blicken in ihre Vorräte an gefährlichen Instrumenten bis hin zur Pistole.

Prägend für das Bild, was der Film von der Künstlerin entwirft, ist die erste Szene mit ihr als Fotomodell für Schmuck. Hier führt der Film seine dominierende Methode der Halbnah-Aufnahmen ein. Später fließt die Info in den Film ein, Bresson habe sie für eine Filmrolle besetzen wollen; sie lehnt ab und wolle nicht tun, was andere ihr vorschreiben.

Mit der Besetzung von John Robinson als ihr Gatte Harry Mathews ist nicht weiter überraschend, dass sie offenbar keine Probleme hat, sich zu trennen. Aber auch Damien Bonnard als Jean Tinguely bleibt wie Staffage.

Der Film von Céline Sallette, die mit Samuel Doux auch das Drehbuch geschrieben hat, schafft es, keine Kunstwerke der Künstlerin zu zeigen, schon gar nicht die Nana-Figuren, mit denen sie später berühmt geworden ist.

Und auch von Tinguely gibt es nicht eine seiner berühmten Maschinen zu sehen, lediglich Materialien in seinem Garten und einmal stehen ein paar Künstler vor so einem und der Zuschauer muss es sich denken, hört nur die Geräusche, die nicht so penetrant sind, dass sie den Nachbarn aus dem Busch locken.

Während die Dokumentation über Jeff Koons nachvollziehbar herleitet, warum und wie Jeff Koons zur Kunst und gerade zu derjenigen, die ihn auszeichnet und berühmt gemacht hat, gekommen ist, bleibt der vorliegende Spielfilm die Antworten auf diese Fragen schuldig. Und wie er uns die Kunst der Niki de Saint Phall vorenthält, so versteckt er ihre Persönlichkeit hinter der Modelmaske, selbst wenn die kunstbeserkert oder Ausbrüche spielt. Vielleicht ist dieses Biopic nicht ganz so begabt wie die darin beschriebene Künstlerin.

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