Die Akademie

Pain Ting

Ob das Wort Pain nicht essentiell im Wort Painting enthalten sei, das ist eine dieser kunstphilosophischen Fragen, die der Film von Camilla Guttner aufwirft. Dass Kunst mit Schmerz verbunden sei. Dass Kunst die Menschen bewegen soll. Dass es um Provokation gehe, um Wahrhaftigkeit, um die Notwendigkeit zu malen.

Die Filmemacherin siedelt ihren Film im Milieu der Münchner Kunstakademie an. Sie schildert es begeistert kunstvoll. Wobei der Filmeschauer, der ab und an an dieser Akademie vorbeikommt, wenn im Arri in München Pressevorführungen sind, einen deutlich nüchterneren Eindruck hat, von außen. Aber das sind filmische Mittel zur Evozierung einer Atmosphäre in dieser Schmiede der Kunst, die in ihrem Betrieb, wie zu hören ist, lange nicht so verschult sei, wie beispielsweise die Münchner Filmhochschule.

An der Kunstakademie haben sich die Studenten für die Klasse von einem Professor zu entscheiden und der muss einverstanden sein. Als zwei Grundtypen dieser Spezies werden der berühmte Prof. Copley (Jean-Marc Barr) und als negatives Exemplum Prof Roeg (Andreas Lust) eingeführt.

Beide Professoren haben ihre Macken, ihren Namen, erzählen viel über die Wahrhaftigkeit und Glaubwürdigkeit von Kunst. Roeg verhält sich zynisch-arschig; die Studenten protestieren gegen ihn.

Die durch den Film ziehende Hauptfigur ist die Erstsemester-Studentin und sehr begabt offensichtlich, Jojo (Maja Bons); sie ist mit einer gewissen Naivität behaftet und lernt sowohl den Lehr- als auch den Kunstbetrieb als gnadenlos kennen mit dem ewigen Assisten Manfred (Felix Phönix Lehmann), der die neue Studentin auf dem Kieker hat.

Es tummelt sich eine bunte Vielfalt an Figuren an so einer Akademie und das Biotop scheint den Schauspielern, die vornehmlich aus dem deutschsprachigen Subventionsteich zu stammen scheinen, gut zu tun. Sie wirken freier, enthusiasmierter.

Der Kunstbetrieb selbst wird durch den Kakao gezogen. Mit dem Nachwuchstalent Siri Grün (Luise Aschenbrenner), die ihre Familiennamensfarbe auch als Kunstfarbe verwendet. Oder mit dem schmierigen Prof. Koenig, den Michael Brandner spielt, wie ein aufgeplusterter Komparse, der endlich mal ein paar Sätze sagen darf und damit den Münchner Schickis einen Denkzettel verpasst. Und es gibt auch den Psychopathen-Künstler, den Christoph Luser verkörpert.

Es ist eine muntere Schilderung der Atmosphäre an dieser Akademie, dem ganzen Getue, den Hoffnungen, den Enttäuschungen (auch familiäre werden eingebaut, vom tollen Künstler, der sich nicht um Frau und Kinder kümmert, vom Freund, der sitzen gelassen wird, oder von der Kommilitonin, die schnell von der gemeinsamen Ausstellung abrückt, wie es nicht mehr opportun erscheint) oder von Mama (Katja Brenner) oder Oma (Isolde Barth) der Protagonistin.

Man sieht einmal mehr, wie schwer es ist, über Kunst zu reden, ihr Qualitäten zuzuschreiben oder abzusprechen und wie leichtsinnig das manch einer tut. Als dramaturgischer Leitfaden ist die Jahresausstellung eingebaut, bei der sich zeigt, wer die Gunst von wem hat (so explizit wird das hier dann aber doch nicht verhandelt).

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