Schön schwul schwülstig
melodramatisch und ein bisschen Soziodram (die Herkunft des Protagonisten).
Ein junges Schwulenleben in Sao Paolo zwischen Knast, Strich, Drogen, Liebessehnsucht, Liebe, Liebesenttäuschung und irgendwo ist noch die Mama.
Es ist die Suche nach Halt, nach Geborgenheit, nach einem stabilen Rahmen für das Leben, nach einem verlässlichen Menschen, die Baby (Jao Pedro Mariano) in Bewegung hält – und damit den Film von Marcel Caetano, der mit Abriel Domingues auch das Drehbuch geschrieben hat.
Es gibt einen Moment großer, irgendwie totaler Freiheit. Baby wird aus dem Jugendknast entlassen. Er ist 18. Ein unbeschriebenes Blatt, mindestens was die Zukunft betrifft. Es ist dieser Moment, keine Aufgehobenheit im Knast mehr, aber auch kein Zuhause, kein Geld, keinen Menschen zu dem er gehen könnte; zur Mutter vielleicht, aber da ist der abgestürzte Vater davor. Es ist der Moment, in dem alles offen ist, in dem alles passieren kann.
Dieser Moment dauert nicht lange. Ins Heim, wie von einer Sozialarbeiterin vorgeschlagen, will Baby nicht. So bleibt nur die Vergangenheit als Orientierungspunkt, da der Protagonist offenbar auch frei von Visionen ist. Er biegt ein in den Park.
Eine Transengruppe nimmt ihn fröhlich auf. Er hat schon ein Leben, auch ein Sexleben, hinter sich. Und für etwas wird er ja auch im Knast gelandet sein.
In einem schwulen Pornoladen will er sich mit Ronaldo (Ricardo Teodoro) vergnügen. Der weist ihn brüsk von sich. Er ist 42 und will Geld, ein Profistricher. Nachher treffen sie sich doch, sind sich sympathisch. Baby kann bei Ronaldo unterkommen. Sie arbeiten ab jetzt gemeinsam. Zum Strich kommt das Verklickern von Drogen.
Der familiäre Hintergrund von Ronaldo ist bunt. Er war verheiratet mit Priscila (Ana Flavia Cavalcanti). Die lebt jetzt mit dem Ronaldos halbwüchsigem Sohn und mit Jana (Bruna Linzmeyer) zusammen.
Das Schicksal schubst Baby im Leben hin und her. Er ist bereit für vieles. Aber er macht auch nicht alles. Es kommt zu Verwerfungen mit Ronaldo, mit den Drogenlieferanten Torres (Luiz Bertazzo).
Baby lernt Ale (Marcelo Varzea) kennen, einen wohlhabenden Bürger, der getrennt von seiner Frau lebt. Hier bahnt sich Liebe an, bis die Knastgeschichte rauskommt.
Das Melodram meldet sich stärker mit einem Besuch bei der Mutter, die nicht mehr in Sao Paolo wohnt. In Sao Paolo läuft Baby immer wieder die Vergangenheit über den Weg.
Themenbedingt gibt es schöne männliche Körper zu sehen, auch nackt, aber auch weniger schöne. Baby, das macht ihn sympathisch, ist jedem seiner Freier liebevoll zugewandt. Eine lebensfreudig-leichte Note bringt eine Gruppe von Straßenunterhaltern in den Film.