Sterben ohne Gott

Die fröhliche Wissenschaft vom Tod und vom Sterben

Zu den Themen Sterben und Tod ist vermutlich längst alles gesagt. Einerseits.

Andererseits ist es das Thema, das das ganze Leben, Tun und Streben des Menschen bestimmt und gleichzeitig in Frage stellt. Es ist das Thema, das der Mensch vermutlich nie bewältigt, das er immer wieder und von Neuem ventilieren, durchdenken, reflektieren, Revue passieren lassen muss, da der Tod den Menschen überfordert.

In einer anregenden und angeregt parlierenden Form tut diese Moritz Terwesten mit seinem Film. Er hält ihn zwar, bis auf gelegentliches Rotbild, in angemessenem Schwarz/Weiß, wodurch aber die inspirierende Leichtigkeit eher noch stärker zu Geltung kommt.

Es sind alte Gedanken und Erkenntnisse vorgetragen in leicht fasslicher Form von Fachleuten der unterschiedlichsten Provenienzen, mal griffig, handlich formuliert wie beim Philosophen und Ethiker Franz Josef Wetz, mal mit dem Gestus der Blasiertheit eines Kulturkritikers wie Wolfgang M. Schmitt (der vielleicht dadurch Eingang in die Ewigkeit sucht?).

Frisch, forsch und pragmatisch wirken die Englischsprachler Lawrence Krauss (theoretischer Physiker) und Sheldon Solomon (Sozialpsychologe, Begründer des TMT).

Jörgen Buttgereit, am berühmtesten ist sein Film Nekromantik, erzählt, wie ihm das Zubereiten einer Horrorszene, in der Menschenfleisch zerfällt, beim Verarbeiten des Todes seiner Mutter half. Ein Bestatter (Eric Wrede) berichtet von der sich ändernden Bestattungskultur.

Das Hauptproblem des Menschen ist seine Endlichkeit. Er kann sich seinen Tod nicht vorstellen. Die Religion macht ihr Geschäft damit, dass sie eine Lösung anbietet, die den Anschluss an das ewige Leben in Aussicht stellt.

Wetz hält das für ein Vorgemache, wenn, was der Haupttenor zu dem Thema ist, die Leute sagen, vor dem Tod hätten sie keine Angst, aber vor den Schmerzen des Sterbens. Denn die wahre Angst sei die vor dem Tod. Und nicht nur die Religion macht sich das zunutze, im Kino gibt es das Horrorgenre, das das leidlich ausbeutet, indem es die Angstlust schürt.

Es gibt die Sepulkralkultur, die davon spricht, dass jemand „in Frieden ruhe“, während Wetz prosaisch meint, hier rotte – bestenfalls – Fleisch dahin. Der Mensch möchte perpetuieren, daraufhin richtet sich sein Streben, sei es das nach Geld, nach Vermögen, das nach Fortpflanzung oder der Trieb, ein Werk zu hinterlassen, Musik, Literatur, Malerei Unsterblichkeitsprojekte.

Der Film bezieht seine Leichtigkeit auch aus der Montage. Die Gesprächspartner sind in ihren Arbeits- oder Wohnräumen aufgenommen, so scheint es zumindest, oder in einem Kino. Dieser ernste Teil des Filmes löst sich immer wieder in wilde Animationen auf oder weicht der Montage von Städteimpressionen. Dadurch verhindert Moritz Terwesten, der auch selber im Bild erscheint als Sprecher oder Befrager, dass aus der todernsten Angelegenheit eine solche wird. Denn was will man mehr mit einer unlösbaren, unausweichlichen Sache als sie sich erträglich machen, gar, wie hier, unterhaltsam.

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