Sein Tag ohne Frauen – The Island Stood Still

Solidarität

ist eigentlich ein ganz einfaches, effektives Mittel für eine Gruppe von Menschen, die benachteiligt, ausgegrenzt, diskriminiert, ungleich behandelt werden. Merkwürdigerweise ist sie allerdings recht selten. Und wenn sie einmal passiert und richtig schön Rabbatz macht und etwas erreicht dadurch, dann ist sie berichtenswert.

Über einen solchen raren Akt der Solidarität, der von Lysistrata inspiriert gewesen sein könnte, berichtet höchst kurzweilig und anregend Pamela Hogan nach dem Drehbuch von Hrafnhildur Gunnarsdóttir.

Es geht um den historischen Aufstand der Frauen von Island am 24. Oktober 1975 mit weitreichenden Folgen auf die Gender-Equality in Island.

Der Begriff ‚historisch‘ dürfte nicht übertrieben sein, der Begriff ‚Aufstand‘ eher, handelte es sich doch je nach subjektiver Interpretation um einen Streik oder lediglich um einen freien Tag.

Der Hintergrund ist die eklatante Ungleichheit der Frauen als unbezahlte Hausfrauen, als deutlich schlechter bezahlte Sekretärinnen, Telefonistinnen oder Arbeiterinnen in der Fischfabrik und meist ohne Zugang zu akademischer Bildung und Führungspositionen.

Dass die UN das Jahr 1975 zum Internationalen Jahr der Frau gemacht hat, ist ein wichtiger Impuls für eine Gruppe Aktivistinnen, die bewusst rote Strümpfe anziehen und die Idee des Frauenausstandes ausbrüten und realisieren.

Einige dieser Frauen kommen zu Wort in einem amüsanten Strom aus Archivbildern, Animationen, Islandimpressionen. Sie berichten von damals, welche Hemmungen sie überwinden mussten, welche Überzeugungsarbeit leisten und wie ungewiss das Unternehmen war; aber auch, was ihre persönlichen Beweggründe waren, dass sie als Frauen gewisse Karrierechancen gar nicht hatten.

Der Film zeichnet den Weg von anfangs eher originellen, wenig bedarften Aktionen, wie diejenige mit der weißen Kuh, die sie zum Misswettbewerb lotsen, bis hin zur systematisch und wochenlang vorbereiteten Großkundgebung, an der 90 Prozent von Islands Frauen teilnehmen.

Der Film erzählt von der Kraft der Solidarität, aber auch von der Kraft passiven Widerstandes und man fragt sich, warum nicht viel öfter benachteiligte Gruppen, Minderheiten zu diesem Mittel greifen. Man stelle sich zum Beispiel vor, alle Illegalen in den USA würden sich organisieren und nur einen einzigen Tag ihre Funktion in der amerikanischen Gesellschaft nicht wahrnehmen. Da würden Herrn Trump vielleicht noch die Augen rauskullern. Siehe die nahtlose, unverzichtbare Integration und das Funktionieren Illegaler unter dem Mikroskop von La Cocina – Der Geschmack des Lebens.

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