Bonhoeffer

Ein Film von der Angel Guild

Was ist die Angel Guild? Die Engel-Gewerkschaft? Bei Wikipedia findet sich kein Eintrag. Ein Movement, ein Filmstudio, das jedenfalls diesen Film von Todd Komarnicki, der wie eine idealisierende Verehrung, gar eine Predigt wirkt, produziert hat.

Der Regisseur, der auch das Drehbuch geschrieben hat, wendet sich zuallerst aus einem Kinosessel ans Publikum, erzählt, was er schon für wichtige Dinge getan habe in seiner Filmkarriere, dass Bonhoeffer einer der größten Helden sei und der Filmemacher hofft, dass der Film gut ankommt. Bei kommt so etwas mir weniger gut.

Soll der Film für sich sprechen. Das tut er ein Stück weit sicher und dürfte an Menschen mit kirchlichem Interesse gewandt sein. Geht es doch um einen der wenigen mutigen Christen im dritten Reich, um Pastor Dietrich Bonhoeffer (Jonas Dassler), der kurz vor dem Ende des zweiten Weltkrieges noch von den Nazis gehenkt wurde.

Wie zu hören ist, dürfte der theologische Input im Film ok sein, die Positionen, die Bonhoeffer vertritt und warum er sich gegen die Nazis gewandt hat. Er wird heimlich von Niemöller (August Diehl) unterstützt und es gibt Szenen zwischen den beiden, da fiebert schauspielerische Leidenschaft mit, während oft der Eindruck entsteht, namhafte Schauspieler, wie beispielsweise Moritz Bleibtreu als der Vater von Dietrich Bonhoeffer, seien nicht besonders glücklich in ihren Rollen, sei es wegen der Regie oder wegen des Drehbuches, das vieles nachillustriert, was Biopics nie besonders gut tut.

Hinzu kommt eine wilde Verschneiderei zwischen den Zeitebenen, ein wie planlos erscheinendes Hin- und Herswitchen zwischen 1914, als der Protagonist noch ein Junge war (Phileas Heyblom), und dem Jahr seines Endes 1945.

Der Film ist wohl hauptsächlich auf Englisch gedreht, die ersichtlichen Texte, Bibelstellen, Wandinschriften sind auf Englisch und die deutsche Synchron kommt unausgereift daher.

Kinematographisch versucht der Film aufzutrumpfen, besonders auf der Tonspur will er sich als höchst engagiert darstellen. Die Kamera macht einen auf große Filmkamera, die auch immer wieder Closeups zum Zwischenschneiden produziert.

Die Führung des Chores, also der Statisterie, gerne ein Kriterium für Regiequalität, lässt zu wünschen übrig. In der Kirche beispielsweise sitzen die Komparsen und die Darsteller wie angewurzelt da und wenn sie applaudieren, wirkt es wie gedrillt.

Es scheint ein Film zu sein, der vielleicht eine Herzensangelegenheit des Machers war und der ohngeachet von Einwänden zur historischen Genauigkeit heute durchaus zu denken gibt, wenn man sich die Faschomechanismen des Dritten Reiches vergegenwärtigt und dann zu den aktuellen Entwicklungen in Washington schaut und was für ein Gschwerl wie belämmert um den neuen Imperator rumscharwenzelt.

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