Im Postanthropozän
Die Menschen sind verschwunden auf der Erde. Sie haben Ruinen hinterlassen, ein Klima der Katastrophen mit Stürmen, Tsunamis. Etwas vom menschlichen Geist des Helfenwollens und der Versöhnung scheint auf die sich selbst überlassene Tierwelt abgefärbt zu haben.
Hauptfigur in dieser wunderbaren, lettisch-belgisch-französischen Animationskoproduktion von Gints Zilbalodis, der mit Matiss Kaza auch das Drehbuch geschrieben hat, ist eine schwarze Katze. Sie führt uns durch diese von den Menschen hinterlassene Welt. Sie trifft auf eine Stätte mit Katzenskulpturen, auf eine Schreinerwerkstätte oder auf eine Stadt wie Venedig, aber auch überwucherte Ruinen aus anderen Menschheitsepochen tauchen auf und mal eine Barke, mal ein Segelschiff ganz ohne Personal, rettend wie eine Arche.
Es geht nicht primär und biologische Identifizierbarkeit der Tiere, gut, Katze ist Katze, aber das braune Etwas, das größer ist als sie, unförmiger, eher wie ein Biber aussieht, könnte auch, hm, ein Bär, ein etwas abgebrauchter Kinderteddy oder sonst etwas Molliges sein.
Hinzu kommt ein heller Hund von der zahmeren Sorte. Aber es gibt auch die wilde Herde der Hunde, die hinter der Katze her sind, wie es ihr gelungen ist, dieser einen Fisch abzuluchsen. Die Vögel spielen eine Rolle, vor allem Störche, könnten aber auch Möwen sein.
Manche Tiere sind momentweise vom Helfersyndrom befallen, helfen mal der Katze. Aber nicht nur der Storch, auch ein Walfisch kann sich als nützlich erweisen, wenn die Katze auf seinem Buckel reisen kann.
Es ist eine Welt der Verlorenheit, der verlorenen Heimat, eine Welt wechselnder Solidaritäten, eine Welt voller Gefahren, aber auch des Teilens, sehr deutlich, wie die Katze Fische fängt und dann ihrem Mitreisenden anbietet.
Noch menschlicher wirkt die Aktion, wie einige Tiere um die Katze herum die Hunde aus dem in einem Baumast über einem Abgrund sich verfangen habenden Segelschiff retten, da ist das Antrohopzän am nächsten.
Sonst juckt einen der Gedanke, dass eine Welt ohne Menschen doch ein rechtes Faszinosum sei und eine Wohltat für die Seele, erst recht, wenn sie so verführerisch schön gezeichnet ist. Und der Philosoph darf in seinen Bart brummeln: das Leben ist eine Reise, eine unvorhersehbare Reise, eine Schicksalsreise, die dank Schicksalsgefährten eine gute Reise werden kann.