Sich an die Erfolgreichen ranhängen,
das tun die Lebenslinien vom BR, hier unter redaktioneller Verantwortung von Christiane von Hahn, gern, sie hoffen, etwas vom warmen Licht dieser Promis mit abzubekommen, schiel, schiel, Quote, Quote.
Und sie hoffen auch, damit gleichzeitig PR in eigener Sache zu machen; man müsste sich mal informieren, ob sie je eine Sendung mit einem Promi gemacht haben, der ausschließlich für Privatsender arbeitet oder fürs ZDF. Wenn nicht, wäre das eine gewisse Schieflage, da es sich ja um einen öffentlich-rechtlichen Sender handelt.
Wenn es darum geht, einer bekannten Person ein gediegenes Kränzchen und gut verdaulich zu winden, dann engagieren die Lebenslinien gerne Reiner Holzemer mit seiner eigenen Produktionsfirma. Das ist vermutlich eine sichere Bank, auch Quotenbank. Da braucht keiner mehr irgendwas zu kritisieren oder Fragen zu stellen.
Die Vita von Willy Astor ist rührend genug, vom prekären Hasenbergl in den bayerischen Medienolymp, ins Scheinwerferlicht von Zirkus Krone und Fernsehen. Seine Texte sind gar nicht so übel, wie aus den Mütterchen zu schließen ist, teils hintersinnig. Gitarre spielen kann er auch.
Was will man mehr im Fernsehen als einen Menschen, der wunderbar aus seinem Leben erzählen kann und dazwischen lässt man ihn singen und spielen. Es gibt auch eine Erklärung für sein Harmoniebedürfnis, ja seine Treuherzigkeit, wenn man von seinem Vater hört, der Alkoholiker und gewalttätig war.
Dann sein Erfolg, spät eine Versöhnung – da hält sich der BR vielleicht bereits selbst fürs Privatfernsehen, ein Rührauftritt, bei dem der Protagonist Vater und Mutter auf die Bühne holt. Die Zuschauer vorm Fernseher zuhause werden sich die Tränen abwischen wollen.
Etwas weggezoomt von der Einzelsendung: die öffentlich-rechtlichen Sender sind nicht nur in einer Finanz- sie sind auch in einer Legitimationskrise. Mit solchen Sendungen, die von der geschäftlichen Seite her betrachtet für Showmenschen bares Geld an Werbung bedeuten, wird der ÖRR bestimmt nichts an Legitimation zurückgewinnen. Seinem folgsamen Stammpublikum bietet er zwar eine schöne Geschichte; aber drüber hinaus dürfte sich das Interesse im Rahmen halten.
Alles bleibt in der Familie. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk steckt in extremen Finanz- als auch Legitimationskrise. Solche Sendungen tragen weder zur Lösung der einen noch der andere was bei. Durch solche Sendungen passiert gar nichts; die Fans bekommen zwar ihren Star zu sehen; aber demokratisch bewegt sich nichts; die Menschen, die sich vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk ausgegrenzt fühlen, tun dies weiter und wählen die entsprechenden Parteien.Mit solchen Lebenslinien köchelt der ÖRR wohlig im eigenen Saft und macht sich selber vor, wie wichtig und unentbehrlich er sei; fällt auf eine Selbsttäuschung rein, wie Willy Astor auf den Immobilientypen.