Mehrgenerationen-Hygienefilm,
vor allem auch Geschlechtshygiene, Ehekrise, die eigene sexuelle Attraktivität herausstellen oder nicht, die Unsichtbarkeit der Frau, Klitoris-Aktion, die menschliche Verzweiflung angesichts der Inkompatibilität von Mann und Frau für die Ehe, Hausfrauenprobleme, wie sich herrichten, gut ausschauen ist wichtig, liegengelassene Wäsche.
„Oh, mein Gott, warum ist mir so heiß?“, „Mich belastet mein schwerer Schwanz“, „Nun geht er zu ner Nutte“, „den würde ich auch mal gerne vernaschen“, „Sie laufen auch rum, wie sie wollen“, „Wie sexy ich bin“, „Dann hock ich wieder alleine da“, „Ich bin richtig aussortiert, Müll“, „Wir müssen die Klitoris sichtbar machen“, „Die Bakterien, die Du reinträgst“.
Es ist ein gequälter Humor, der aus den Filmen von Karoline Herfurth spricht, aber er kommt gewinnend, charmant mit einer ausgesprochen geschmackvollen Auswahl an Schauspielern und wie immer perfekt geschminkt und angezogen daher. Sie arbeitet wunderbar mit ihren Darstellern, spielt selber auch mit und hat das Drehbuch wieder wie schon beim Vorgängerfilm mit Monika Fäßler geschrieben.
Karoline Herfurth zur Seite als abtrünniger Mann und in Paartherapie mit ihr steht Friedrich Mücke, ein wunderbarer Schauspieler; aber in der deutschen Drehbuchwüste lebend, was könnte er doch für aufregende Filme tragen.
Es werden ein paar gesellschaftlich modische Dinge im Drehbuch absorbiert. Das Licht- und Schattenspiel in der Paartherapie. Die jungen Männer sind in einer Gruppe mit einem Coach, einer Gruppe die vielleicht die Funktion übernimmt, die früher der CVJM (Christlicher Verein junger Männer) eingenommen hat. Es gibt in der Schule die Projekttage mit der Klitoris von einer Frauengruppierung. Eine Ehefrau nimmt einen Pole-Dance-Kurs, weil ihr Mann sie mit einer Nutte betrogen hat.
Ein Verlag und sein Innenleben mit einer Fernsehsendung spielen den Hintergrund für den Ausdruck der Geschlechterbefindlichkeiten. Und nach über zwei Stunden, die sich dann doch ziehen, da es eine eigentliche Handlung nicht gibt, muss auch noch ein Imagefilm für eine amerikanische Frauensportart eingebracht werden.
Das Anbandel-, Glücks-, Geschlechtsminderwertigkeitsthema ist ausufernd und wird hier auch ausufernd behandelt. Und sollten die deutschen Apotheken eine TV-Kundenzeitung herausgeben wollen, so würde Karoline Herfurth für die wunderschönste Variante davon garantieren.
Ein Finanzsenator kommt vor, der wegen einer durchgestochenen Sexaffäre die Verantwortung auf sich nimmt und zurücktritt und sich entschuldigt. Nicht mal dies scheint mit der deutschen Realität übereinzustimmen. Am TV gibt es einen Ausschnitt aus einer Bundestagsdebatte, am Rednerpult ist MdB Clara Bürger. Die gibt es tatsächlich.
Wenn dann die Versöhnungsakkorde angeschlagen werden, Küsse getauscht, wenn traumsanft ein Pas-de-Deux von Karoline Herfurth und Friedrich Mücke getanzt wird, dann ist das Ende nah. Und wer dann nicht glücklich aus dem Kino geht, ist selber schuld.