Sich nach Rupe versetzen lassen
Sie wissen nicht, wo Rupe ist? Das ist entschuldbar, denn es handelt sich um ein sterbendes Dorf in den wilden Bergen der Abruzzen, wo Wölfe und Bären sich bestens vermehren und die Grundschule des Dorfes wegen rückläufiger Schülerzahlen ums Überleben kämpft. Sie ist nach dem lokalen Hirtendichter Jurico, Jesidio Gentile, benannt, der die Heimat besungen hat.
Der Film von Riccardo Milani (Alles nur Theater?) widmet ihm im Abspann eine Hommage wie auch an die Beteiligten des Filmes, nebst einigen Filmprofis vor allem Menschen aus der Gegend.
In dieses Dorf Rupe will sich Michele Cortese (Antonio Albanese) nach 35 Jahren Lehrertätigeit an der Alberto Moravia Grundschule in Rom versetzen lassen. Er hat die Nase voll von dem Moloch. Er träumt vom Land, von der Natur, wie er in Rupe ankommt, kennt sein Entzücken keine Grenzen.
Riccardo Milani geht seine Erzählung klassisch an. Er schildert in kurzen Strichen die unerträgliche Situation von Cortese und dass bei ihm Handlungsbedarf besteht. Er bereitet den Zuschauer sachte auf den Zusammenprall der Stadtwelt mit der Landwelt vor. Er lässt es in den Abruzzen schneien wie verrückt und macht die Sommer-Winterreifen gleich zum Lakmustest des Unternehmens.
Da Cortese wild entschlossen ist, lässt er sich nicht abhalten. Es schwant ihm, was ihn erwartet. Und ebenso dem Zuschauer.
Es wird nicht ganz so krass wie Der Lehrer, der uns das Meer versprach, der mit einer revolutionären Pädagogik teils auf heftigen Widerstand stößt in dem spanischen Dorf.
Es geht hier gar nicht so sehr um den Unterricht. Ein bisschen vielleicht um das Verhältnis zur anderen Lehrerin, zu Agnes (Virginia Raffaele), aber vor allem geht es Cortese um die Natur. Er möchte die Schüler auf den Umgang der Menschen mit dem Planeten aufmerksam machen und sie dazu anhalten, diesen so schnell wie möglich zu retten. Aber auch das wird nicht penetrant und verbissen verfolgt.
Das Thema, was zusehends dominiert, ist, dass die Schülerzahl schwindet und dass der Fortbestand der Schule gefährdet ist und die Frage, wie dem abzuhelfen sei. Immer wieder kommt die stattliche Gebäudeansammlung auf einem Hügelgrat, auch schön nächtlich beleuchtet, ins Bild.
Mit dem Ziel, die Schule zu erhalten, entwickelt sich eine Art Dorfgemeinschaft. Cortese ist ja nicht integrationsfeindlich, schnell hat er diesen Gruß raus, der mehr wie ein knappes Wolfsgeheul sich anhört, wenn zwei Bewohner sich begegnen.
Was aus so einem Dorf werden kann, wenn man sich nicht für seinen Erhalt einsetzt, das impliziert der Begriff Sperone. Die Angst davor, lässt die Leute von Rupe kreativ werden. Und die Schüler sind ja auch nicht blöd. Und wer das alles nicht kapieren sollte, dem gibt die Feelgood-Musik über allem den richtigen Hinweis.