Kai aus der Kiste

Ein Film des Fernsehens der DDR,
hergestellt durch das DEFA-STudio für Spielfilme

Kapitalistische Werbung ist kinderleicht

1988, also etwa ein Jahr vor dem Zusammenbruch der DDR, hat Günter Meyer für das für seine Qualität bekannte DEFA-Studio in Ostberlin diesen Stoff frei nach dem Buch von Wolf Durian für das Fernsehen der DDR verfilmt.

Durians Buch erschien 1926, also zur Zeit der Großen Depression, als man für ein Stück Brot 500 Mark bezahlte und tags drauf bereits das Doppelte.

Hier kommt die amerikanische Marktwirtschaft und ihr Wettbewerbsdenken ins Spiel. Günter Meyer siedelt seinen Film auch in der Zeit an, filmisch entscheidet er sich für eine Mischung aus Stumm- und Tonfilm, da rein historisch gesehen, der Tonfilm, wie es in einem Dialog heißt, erst drei Jahre nach der Spielhandlung erfunden worden sei; dem greift er aber vor.

Der Film bedient sich heiter der Slapstickmittel, spielt ausgiebig mit der Drehtür des Hotels Imperial in Berlin, er legt einige Tricks bei der Gestaltung des Filmtitels offen, eine Glastafel beispielsweise, die beim Hochheben zerbirst; der Kameramann muss noch Kurbeln und hat stets ein schwarzes Tuch über Kopf und Kamera.

Dieses Team erfindet der Einfachheit des Berichterstattens halber schon mal das Fernsehen. Die Grundstimmung ist eine gelöste Heiterkeit, ein enormer Spaß des Teams an der Sache. Die kapitalistische Denkweise, und wie Kinder sie erfolgreich und easy einsetzen und unterwandern, bietet genügend Unterhaltungswert.

Der amerikanische Kaugummiproduzent Mac Allan (Jürgen Watzke) kündigt sich in Berlin im berühmten Hotel Imperial an. Er will eine unkonventionelle Werbung für seine beiden Kaugummisorten Bäng und Bong organisieren. Er veranstaltet einen Wettbewerb, wer die bessere Kampagne innert einer definierten Frist organisiert.

Es kristallisieren sich zwei Konkurrenten heraus. Der Erwachsene und Profi Herr Kubalski (Klaus-Diter Klebsch) tritt für Bong an gegen Kai (Christoph Zeller) für Bäng, den geschassten Hotelboy aus prekären Verhältnissen, der mit seinem Bruder (Torsten Michaelis), dem Schwesterchen Erika (Mandy Bayer) und seiner Mutter (Brigitte Möhring) im Hinterhaus eines typischen Berliner Mietshauses wohnen.

Der gewitzte Kai wittert eine Chance, er lässt sich als ersten Gag in einer Kiste in das Hotelzimmer von Mac Allan transportieren – und verlüfft diesen.

Das ist das Hauptvergnügen, zu sehen, wie der clevere Bub mit einer ganzen Bande von Kindern die Stadt mit einer unschlagbaren Werbekampagne überzieht, dem Konkurrenten immer eine Naselänge voraus ist, gar die Bong-Kampagne zu einer Bäng-Kampagne zumzudrehen versteht. Bis die Polizei sich einmischt und es gar zum Werbeverbot in Berlin kommt. Aber das kann Kai auf seinem listenreichen Erfolgsweg nicht bremsen, dem hat er vorgebeugt.

Fast könnte man den Film ein Musical nennen, gesungen wird immer wieder, einschlägige Texte von den schwarzen Händen der Kindergang mit ihrem Versteck in der Kanalisation über Zickezacke Hühnekacke oder das Lied der beiden Zivis von der Polente „Ob Sonnenschein, ob Mitternacht, das Auge des Gesetzes wacht“.

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