Gotteskinder

Glaubens- und Coming-of-Age-Drama
oder Pastorentyrannei
oder: Kino ist Sünde

Freikirchenpastor David (Mark Waschke) führt mit seiner Frau Esther (Bettina Zimmermann) in seiner Familie und in seiner Gemeinde ein strengläubiges Regiment.

Über eine solche Gemeinde aus dem Schwäbischen gab es zuletzt die Dokumentation zu einem Missbrauchsskandal: Die Kinder aus Korntal.

Der Film von Frauke Lodders (Drehbuch und Regie) ist fiktional. Er wirkt aber in seiner Genauigkeit, seiner Ernsthaftigkeit der Darstellung stellenweise fast dokumentarisch.

Drei Kinder hat die Familie. Die älteste Tochter ist Hanna, ein richtiggehend sinnliches Schmuckstück von junger Frau. Sie bereitet sich auf die Innocence-Feier vor, ein Gelübde der Keuschheit bis zur Hochzeit, zu der auch ein Vorbereitungskurs gehört.

Der kleinere Bruder Timo (Serafin Mishiev) bereitet sich auf die Erwachsenen-Taufe vor. Auch die kommt einem Glaubensbekenntnis gleich.

Die kleinste Schwester ist noch präpubertär, das Musterkind, braver als die anderen und verpetzt die ältere Schwester.

In der Nachbarschaft ist Max (Michelangelo Fortuzzi) mit seiner Mutter eingezogen, nachdem der Vater unerwartet an einem Herzinfarkt gestorben ist. Max ist das Weltkind in dieser Umgebung, er geht ins Kino, er küsst Mädchen, ein schier unwiderstehlicher Reiz für Hanna.

Timo wiederum kommt auf unkeusche Gedanken, wie Jonas (Lennox Halm) ihn in der Umkleide an der Schulter berührt. Diese Begegnungen führen zu schier unerträglichen Konflikten bei den jungen Menschen, die Erotik außerhalb der Familie gegen die strikte Moral innerhalb ihrer.

Timo will wegen seinem Glaubenskonflikt an einem Camp für junge Männer zur Stärkung des Glaubens teilnehmen. Ausgerechnet dort taucht auch Jonas auf. Der schmierige Pastor Dace (Seumas Sargent) zwingt ihn zum Bekenntnis der Homosexualität und will ihn mit Gebeten von diesen Dämonen heilen. Aber Reden, Glauben, Erotik und Handeln sind verschiedenerlei Dinge, die zum Drama führen können.

Der Film besticht durch seine Konzentration auf die Entwicklung der Konflikte und die glaubwürdige Schilderung dieses doch nicht unbedingt zeitgemäßen Milieus.

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