Coming of Age im Schlagermilieu
Luk Montero (Geert Van Rampelberg) tingelt als Schlagersänger durch die belgischen und luxemburgischen Lande und besingt die Kostbarkeit der ersten Liebe. So möchte sie denn wohl auch sein Sohn Elias (Lou Goossens) erleben, die erste große Liebe und die fürs Leben. Dafür ist er womöglich noch etwas jung, 12 oder 13, die Zeit zart erwachender Gefühle.
Das hat der holländische Film Close aus atemberaubender Nähe erzählt. Auch dort eine Liebe zwischen zwei Knaben. Und wie dort fahren auch hier die beiden Jungs, der andere, neu ins Dorf zugezogene ist Alexander (Marius De Saeger), mit ihren Fahrrädern gemeinsam übers flache Land.
Der Junge aus Brüssel wohnt plötzlich gegenüber. Elias sieht ihn vom Fenster aus. Es ist für ihn Verliebtheit auf den ersten Blick. Formal ist er noch mit der viel weiter entwickelten Valerie (Saar Rogiers) zusammen. Aber auch die Liebe ist noch rein.
Vater versucht zwar, Alex aufzuklären, schwammig und dass das mit den ersten Barthaaren beim einen früher kommt und beim anderen später.
Der Film von Anthony Schatteman schildert die Entwicklung dieser Liebe im anekdotischen Sinne. Es scheint, als gebe es dafür Vorbilder im realen Leben. An denen scheint der Film auch ein bisschen kleben zu bleiben, ohne die erzählerische Distanz, die Close bei aller Nähe auszeichnet, je zu erreichen. Dadurch bleibt es eine wunderschöne, aber irgendwie auch einmalige Geschichte, eine Geschichte, wie sie aber auch hundertfach in Varianten passieren kann.
Eine Geschichte aber auch, die nach Enttäuschungen und Zweifeln wie das Glück im Schlager zu einem glücklichen Ende geführt werden muss. Wobei nie eruiert wird, wie ernst es denn dem Geliebten, Alexander sei. Für ihn ist es nicht die erste Liebe. Er sei schon in Brüssel mit einem Jungen gegangen. Und wie weit?
Liebe ist eine Angelegenheit von zwei Personen, die der Erwiderung und nicht nur des Geschehenlassens bedarf. Ein keuscher Kuss von Bub zu Bub ist dafür noch lange kein Beweis. Immerhin wird in der heilen Schlagerwelt das Coming-out des Buben einhellig begrüßt, als Schlagerweltglück gleich von allen Beteiligten; denn die Schlagerwelt muss heil bleiben, so oder so.