Interessantes Thema und interessante Protagonisten machen noch keine spannende Doku
Zweifellos verdient das Thema, verdienen die Protagonisten aus diesem Dokumentarfilm von Thomas Riedelsheimer (Leaning into the Wind – hier waren wenigstens ein paar Abenteuerelemente drin) alle Aufmerksamkeit.
Aber es ist auch ein extrem vielfältiges, komplexes, hochspezialisiertes Thema und so sind auch die Wissenschaftler und Künstler, die sich damit beschäftigen. Und nicht minder komplex scheint die Logistik der Produktion zu sein, bei einer ganzen Anzahl von Koproduzenten, Sendern, Filmförderern.
Um so ein Thema im Kino spannend zu behandeln und auch ein weiteres Publikum dafür zu interessieren, bedürfte es also einer klaren Fragestellung. Die gibt es hier nicht. Dazu kommt das Ärgernis, den an sich schwierigen Inhalt noch verhackstückt vorzutragen, immer wieder hin- und herzuspringen zwischen mehreren Wissenschaftsinstituten und Künstlern mit unterschiedlichem Fokus auf das Projekt.
Da helfen die Hunde in Schottlands Landschaft wenig. Und auch die Tonspur, die musikalische Untermalung, trägt grad gar nichts bei zu einer Erhellung.
Einen spannenden Moment gibt es in dem Film. In dem ganz in Weiß gehaltenen Max Planck Institut in Erlangen haben zwei Künstler eine Kugel halb in Weiß und halb in Schwarz in den riesigen Treppenhausraum gehängt. Wie die Kugel sich dreht und die lichtschluckende schwarze Hälfte immer mehr ins Bild kommt, wird spürbar, wie auch das Licht aus dem Zuschauerraum, das normalerweise von der Leinwand gestreut wird, merklich weniger wird, Effekt einer Sonnenfinsternis.
Auch die Künstlerin in Schottland wäre ein Hauptinteresse wert und könnte, allein in den Fokus gestellt, sicher viel mehr zu einem Verständnis des Themas (welches genau?) beitragen. Sie baut runde Mauern, Mauerhütten, und lässt Lichtöffnungen. Oder sie baut einen Turm aus Stein auf dem Meeresboden, zündet ein Feuer an und überlässt die Installation der steigenden Flut. Was ist ihr persönlicher Bezug zum Licht. Wie kommt ein Mensch, ein Künstler, auf so ein abstraktes Thema?
Je komplexer und je weiter gefasst ein Thema, desto klarer muss ein dokumentarfilmischer Zugang sein. Das ist hier nicht gegeben, geht in beliebigen Lichtspielereien unter, die sich, da absolute Finsternis nicht existiert, überall finden lassen. Man könnte genau so gut einen Film machen, der der Zeit beim Verlaufen zusieht oder einen zur Fragestellung, wieviele Filme auf einer Leinwand Platz haben oder sich eine Spielfilmlänge lang die sich ständig verändernden Lichtverhältnisse im Innenhof der City-Kinos vornehmen.