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Marketing-Pups

Filme über und mit Markenartikeln zu machen ist ein unübersehbarer Trend; im positiven Falle wird daraus eine Win-Win-Situation für Produkthersteller wie für Filmproduzenten, so wie letztes Jahr mit Barbie.

Der Barbie-Film hat seinen Erfolg unter anderem daraus bezogen, dass er die DNA der Barbie-Puppe, das Püppchensein der Frau, schrill durch den Kakao gezogen hat. Es scheint clever darauf geachtet worden zu sein, eine aufregende Beziehung zwischen Film und Produkt herzustellen, so dass beim Zuschauer positive Empfindungen entstehen, die sich später auf das Produkt übertragen. Das hat wohl bestens funktioniert und lasse sich allseitig an Zahlen ablesen.

Bei Lego, um das es sich hier im Film von Morgan Neville handelt, der mit Oscar Vazquez und Aaron Wickenden auch für das Drehbuch zeichnet, dürfte das eher weniger der Fall sein. Ein Marketing-Heini scheint die gloriose Idee zu dem Marketingfilm gehabt zu haben, die das Produkt mit der Karriere eines Musikstars in Verbindung bringt.

Hinter der vermeintlich genialen Idee sind alle Beteiligten blind wie hinter dem Rattenfänger von Hameln hermarschiert, alle müssen es super gefunden haben, niemand hat die Notbremse gezogen.

Der Film funktioniert meiner Ansicht nach überhaupt nicht. Musik und Legoklötze gehen nicht zusammen. Dabei spielt die geringste Rolle, dass sich das Drehbuch noch dazu für die simpelste und uninteressanteste Art von Musiker-Biopic entschieden hat, eine mit lauter Talking Heads – öder geht’s nimmer.

Die Grundsituation ist ein Interview mit dem Protagonisten fürs Fernsehen; der gibt mit seiner Erzählung den Faden der Geschichte vor.

Unverzeihlicher scheint zu sein, dass die Relation von Legoklötzen, Musik und Kino offenbar überhaupt nicht analysiert wurde. Legoklötze haben keinen Vibe, können keinen Vibe erzeugen. Legoklötze mit ihren unstrukturierten Flächen können eher als Leinwand denn als Leinwandstars fungieren. Legoklötze bleiben hart und ohne Charme.

Vollends als Rohrkrepierer könnte sich die Idee erweisen, weil die Figuren Krüppel sind; sie haben keine Hände, keine Finger, nur Stümpfe oder eine Art Zange, da schaudert einen.

Dabei gibt es möglicherweise einen verbindenden Faktor zwischen Musik und dem Denken mit Legoklötzen: das mathematische Denken. Erfolg und Faszination durch die Legoklötze besteht ja darin, dass der Spielende sein Gehirn anstrengen muss, um aus Klötzen Dinge zu konstruieren, dabei kann mathematisches Denken so hilfreich sein wie in der Musik.

Dieser Effekt entfällt im Film allerdings, da die Figuren schon konstruiert sind. Und sie sind nicht besonders leinwandaffin, grade die Musiker nicht. Das, was Musiker so attraktiv macht, ist ihre Persönlichkeit. Die kommt hier allenfalls durch den Sprecher zustande – Gott bewahre uns vor der deutschen Synchro.

In den Legofigurengesichtern zeichnet sich kein Leben, kein Schmerz, kein Glück ab. Sie wirken wie Zinnsoldaten, wie eine Armee, wie die Massen in einer Diktatur. Nordkorea als Publikum. Wie schockgefroren wirkt ein Meer, das aus Legoklötzen dargestellt wird.

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