Ein ordentlich zubereitetes Stück Mediengeschichte
Das Olympia-Attentat vom 5. September 1972 in München. Es war mediengeschichtlich gesehen das erste Ereignis, das weltweit am Fernsehen live übertragen worden ist mit Hunderten von Millionen Zuschauern. Das illustriert Tim Fehlbaum (Tides, Hell) in diesem international besetzten und auf Englisch gedrehten Film.
In seinen Vorgängerfilmen hat Tim Fehlbaum dystopische Welten entworfen. Jetzt forscht er am Ursprung der heutigen Medienwelt, deren Bäume längst in den Himmel wachsen mit ihrer Allzeit- und Omnipräsenz und Livecams überall, einer Dystopie der ganz eigenen Art und Orwell 1984 ein Waisenknabe dagegen.
Diesmal hat der Regisseur das Drehbuch mit Moritz Binder und Alex David geschrieben. Es stellt den amerikanischen Fernsehsender ABC und sein Münchner Olympiateam in den Mittelpunkt; bleibt fast ein bisschen zu ordentlich an diesem kleben, was im Laufe des Filmes einen leicht klaustrophobischen Eindruck erweckt; gefangen in der Medienblase.
Es ist das Team von ABC, das Livekameras dabei hat. Es muss sich seine Sendeslots, die über Satellit gehen, eine sensationelle Neuerung, mit anderen amerikanischen Sendern teilen. Seine Protagonisten sind Roone Arledge (Peter Sarsgaard), Geoffrey Mason (John Magaro) und Marvin Bader (Ben Chaplin); als deutsche Hilfskraft, die als Übersetzerin gefragt ist, fungiert Marianne Gebhard. Leonie Benesch kann in dieser Rolle als Deutsche exzellent mithalten mit den sie umgebenden internationalen Stars.
Der Film findet einen überzeugenden Einstieg in die Handlung, denn man fragt sich vorher schon, da das Thema ja im Titel bekanntgegeben wird, wie die das behandeln werden.
Das TV-Team von ABC in München wird von hinter den Kulissen vorgestellt. Das ergibt einen schönen Einblick, wie damals Fernsehen gemacht worden ist, teils kommt es einem richtig vorsintflutlich vor.
Einer der Chefs betont ausdrücklich vor seinem Feierabend, er möchte nicht geweckt werden. Da hört der routinierte Zuschauer die Nachtigall bereits trapsen. Diese Art bewährter Spannungselemente setzt der Film souverän ein, überstrapaziert sie aber auch nicht.
Ähnlich läuft es mit dem Streit um die Sendeslots, da nur ABC live senden kann. Allerdings schleicht sich beim Schauen zusehends die Frage ein, muss das jetzt wirklich so ordentlich unter Verzicht auf so und so viele Freiheiten, die das Kino bietet, erzählt werden? Ist das hier mehr als ein seriös illustrierter deutscher Themenfilm? Denn das Drehbuchschreiben, das ist das, so der Eindruck eines Vielschauers, was sie hierzulande an den Filmschulen einfach nicht lernen.