Achtung: Gefährliche Sendung
Da machen sie mal was Gscheits beim BR und dann das:
Darf nur in der Mediathek genossen werden. Eine Sendung aus dem Giftschrank. Im doppelten Sinne. Das Gift, um das es geht – und das volkswirtschaftlich irrwitzige Schäden anrichtet (was aber nicht in dieser Sendung behandelt wird), und andererseits durch den Aufklärungsgehalt offenbar gefährlich für diverse Geschäftsmodelle werden könnte, weshalb der Sender – obwohl gerade auch sowas bestimmt zu seinen hervorragenden Aufgaben gehörte – einen ganz besonderen Umgang damit ersonnen hat: SPERRFIRST steht groß in der Presselounge, was wirklich kaum je vorkommt, und dann noch bis tief in die Nacht hinein, bis morgens um 05.00 Uhr heute. Man möchte ja verhindern, dass Leute auf Alkoholeinkäufe vor den Festtagen verzichten, bloss weil ihnen mal wieder klar gemacht wurde, welch Gift der ist.
Es ist pauschal die Rede davon, dass es beim Alkohol um Macht, Seilschaften und sehr viel Geld gehe. Hoffen wir nicht, dass der Alkohol bis ins Innerste der BR-Redaktionen hineinregiert und dafür sorgt, dass dieses Trara mit der Sperrfrist zustandekommt.
Die Reihe von Julia Schweinberger, Friederike Wipfler, Lennart Bedford-Strohm, Sammy Khamis und Alexander Nabert unter mutig-redaktioneller Obhut von Pia Dangelmayer und Verena Nierle ist erfrischend präsentiert und umfangreich recherchiert.
Diese erste Folge widmet sich dem Ondit vom täglichen Gläschen Rotwein, was gut für Herz und Gesundheit sei. Die Dokumentaristen stoßen auf einen australischen Forscher, der diese These lange vehement wissenschaftlich vertreten hat, bis er detailliertere Untersuchungen gefunden hat, die zu gegenteiligen Erkenntnissen kamen, bis er die sogenannte J-Kurve, die den riskanten Konsum definiert, angefangen hat, kritisch zu sehen.
Als ein Frage-Event organisiert das Doku-Team ein Treffen prominenter Frauen in einem Lokal in Berlin, Frauen, die sich teils sehr bewusst mit dem Thema Alkohol und Frau auseinandersetzen, die beruflich damit zu tun haben, Frauen, die regelmäßig trinken und solche, die keinen Tropfen mehr anrühren. Sie decken Karten mit Fragen auf und mehrere Kameras um den Tisch herum, nehmen das Fragespiel auf.
Auch die These vom Alkohol als Kulturgut kommt vor.
Alkohol ist ein brisantes gesellschaftliches Thema, ein immenser Themenbereich. Wenn man bedenkt, welche Wellen es in München geschlagen hat, als ein frisch gebackener Nachwuchs-Bürgermeister sich erlaubt hat zu sagen, das Oktoberfest sei die größte Drogenparty der Welt. Meines Wisssens hat er den Satz seither öffentlich nicht wiederholt. Zu viel Wahrheit erträgt die Welt nicht … dagegen hilft wohl doch nur Alkohol.