Der Spitzname

Inspired by

In den Credits dieses Filmes von Sönke Wortmann steht „inspired by“ Der Vorname und dabei steht auch der Name einer Drehbuchautorin, die bei IMDb allerdings nicht zu finden ist.

Eher müsste man sagen, „uninspired by“, denn die Inspiration hält sich in Grenzen, scheint in dieser dritten Inspiration nach dem deutschen Remake Der Vorname und dessen deutschpürierter Der Nachname mit dem vorliegenden Spitznamen leicht ranzig zu werden. Der Knochen einer französischen Komödie, den die Deutschen gierig zu benagen anfingen, dürfte damit bis auf die letzte Faser abgenagt worden sein.

Der Anlass, aus dem französischen Original und dem deutschen Imitat eine Reihe zu machen, scheint geschäftlich-finanzieller Natur zu sein. Der monetäre Ertrag dieses Kinoproduktes muss gestimmt haben. Eine ertragreiche Kuh muss weiter gemolken werden. Inspirierter wird das Ding deswegen nicht.

Wobei der Schwerkrafteffekt der Reihennatur nicht zu leugnen ist. Die Figuren werden einem vertraut, und da es prima Schauspieler sind, mag man sie auch – man wünschte ihnen definitiv bessere Bücher und nicht nur dieses Wühlen im Zeitgeistbegriffskasten von Gendern und Sensitivity Coaching, Whataboutism und non-binär, alles, was an bescheidenen Pointen Alter weißer Mann schon auffährt, aber dort doch empathischer. Der Film vermittelt dieses wohlige Gefühl, in einer frisch genässten Windel zu stecken.

Diesmal treffen sich die uns inzwischen Wohlvertrauten nicht auf Teneriffa, sondern im bestimmt scheusslichsten Wellness-Hotel in den Alpen, das selbst ein passionierter Werbefilmer wie Sönke Wortmann nur als hässlich darstellen kann.

Es soll eine Hochzeit werden, ein stinknormaler Hochzeitsfilm also. Thomas (Florian David Fitz, hier routiniert, was er wirklich kann, war kürzlich in Der Vierer zu sehen) will seine Anna (Janina Uhse) heiraten, die eben als TV-Starlet prominent geworden ist.

Die Zeit bis zum Ja-Wort wird vertrödelt mit Witzchen und Jokes und professionell performten, inhaltlich öden Diskussionen, She/Her-etc.Sprache, armseliges Witzchen wie „Sabeth wie homo faber“ und generelle Männer-Frauen-Vorurteile, das N-Wort, Dick-Pig.

Das titelgebende Thema des Spitznamens kommt gerade mal perifer vor, wird weitgehend brach liegengelassen und auf die Ursprungsidee mit dem Adolf wird ein- oder zweimal mit dem Holzhammer und zusammenhanglos trotzig gepocht.

Wie gehabt gehören zu den Gästen und Verwandten Christoph Maria Herbst, Caroline Peters, Justus von Dohnányi und Iris Berben. Es gibt schöne Bergpanorama- und Skilaufaufnahmen und eine Seilbahnfahrt. Hier stößt Sönke Wortmann an seine kinematographischen Grenzen, zu oft bleibt die Bahn stehen und alle tun so, als ob sie fährt. So sehr ich sie mag, es ist traurig, dass diese Stars, die doch Repräsentanten unserer Filmkultur sind, keine besseren Filme zu spielen bekommen. Etwas mehr Grütz und Courage beim Drehbuch aktiviert und das Produkt könnte unter den exakt gleichen wirtschaftlichen Bedingungen deutlich attraktiver auch für den internationalen Markt werden.

2 Gedanken zu „Der Spitzname“

  1. Der anonyme Verfasser dieser Kritik muss offensichtlich in einem anderen Film gewesen sein. Wie so oft stellen wir fest, dass die Kritiker völlig andere Vorstellungen haben, was einen guten Film ausmacht. Wir waren auf jeden Fall begeistert.

  2. Wenn wir schon von Vor-, Nach-, Zu- und Spitznamen sprechen und wenn ein (austauschbarer) Peter sich dabei amüsiert, dann bitte Genauigkeit: stefe ist nicht anonym, stefe ist ein Kürzel – oh: Idee für einen weiteren in der Reihe der deutschen Witzchenfilme: DAS KÜRZEL (reimt sich auf Pürzel) … und das mit der anderen Vorstellung von gutem Kino, das stimmt natürlich, da hat Peter recht, wo er Recht hat, hat er Recht.

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