Here

Wann ist hier?

Robert Zemeckis, der mit Eric Roth auch das Drehbuch nach der Graphic Novel von Richard McGuire geschrieben hat, ist allein schon mit The Walk unauslöschlich in Erinnerung geblieben: nicht nur das Unternehmen, das er dort schildert, ist waghalsig, auch die Sicht des Filmers darauf macht sie erinnerungswürdig.

Diesmal geht Zemeckis es noch verzwickter an, wobei die Geschichte normaler ist, die konventionell erzählt niemanden hinterm Ofen hervorlockte: ein amerikanisches Familienleben in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts.

Als besondere Erzählraffinesse verwendet Zemeckis überwiegend eine einzige Kameraposition für diese Familiengeschichte. Diese Kamera ist fix auf den Wohnraum gerichtet. Rechts das Kamin und – je nach Entwicklungsstand – ein Fernseher oder Radio im Blick, Möbel, die sich neben dem Kamin befinden. Links davon, mittig im Raum, eine Möbelgruppe mit Protagonistenpräsenz, dahinter eine erkerhafte Ausbuchtung mit Fenster gegen die Straße, die aus lauter solchen amerikanischen Einfamilienhäusern besteht, gebaut wurde um 1900 herum.

Wir haben es also mit einer Hollywood-Guckkastenbühne zu tun, wie sie früh im Film im Studio gerne verwendet wurde, als die Kameras noch nicht so beweglich waren. Die Schauspieler treten immer auf wie auf der Bühne, haben Auftritte und Abgänge. Auch das könnte sehr langweilig werden gerade im Hinblick auf unsere heutigen Sehgewohnheiten. Aber dem kommt Zmeckis listig zuvor. Er arbeitet mit einer Art Stream-of-Local-Consciousness, der im Hinterkopf hat, was im selben Raum früher mal passiert ist. Das geht zurück bis zu den Dinosauriern, Indianerland, Siedler. Aber auch das wird nicht in irgendwie reingeschummelten Rückblenden erzählt.

Zemeckis benutzt eine Rahmenmethode. Bildauschnitte sind plötzlich als eigene Bilder gerahmt und dann folgt der Übergang in die nächste Zeit. Das ist anfänglich verwirrend und gewöhnungsbedürftig und es dauert bis man die Familiengeschichte von Richard (Tom Hanks) und Rose (Kelly Reilly) mit ihrer Tochter Margaret (Robin Wright) mit ihrem Al (Paul Bettany) und Tochter Vanessa (Michelle Dockery) auf die Reihe kriegt und von ihr richtiggehend berührt wird.

Nein, in dem Haus haben ja auch andere Leute gewohnt. Und ja, mit zeitgenössischer Ausstattung sowohl, was Mobiliar betrifft als auch technische Geräte.

Eine eigene Episode, die in den 40ern spielt, hat als zentrales Requisit einen verstellbaren Sessel; später kommt der berühmte Super-8-Urlaubsfilm-Abend. Auf die Zeithinweise im TV greift Zemeckis nicht auf die in jedem Film, der das Mittel einsetzt, wie Mondflug oder Kennedy-Mord zurück, ihm sind die Beatles lieber.

Es läuft in diesem Film ein richtiges Stück amerikanischer Kulturgeschichte ab – man könnte dies auch als ein Stück amerikanischen Identity-Buildings begreifen -, das in eine konventionelle Familiengeschichte mündet; in der wiederum ein Stück Kunst- oder Künstlersehnsucht steckt.

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