Engel mit beschränkter Haftung (ARD, Mittwoch, 4. Dezember, 20.15 Uhr)

Engel nach Rezept,

nach Drehbuchrezept. Man nehme zwei Figuren, die nicht zusammenpassen, man stelle Aufgaben, die sie nach menschlichem Ermessen nicht bewältigen können, füge den Faktor Engel im Sinne der Unendlichkeit und Unsichtbarkeit bei, der jeder Anforderung an Logik (warum können Engel Autofahren, dürfen aber nicht in einen Lift einsteigen? Sie können Autotüren öffnen und im Auto Platz nehmen und die Fahrer merken nichts) den Stinkefinger zeigt, man ziere die Dialoge mit ein paar Wien- und etwas Zeitgeistpointen und schon sind 90 Fernsehminuten gefüllt und jegliche Inkompatibilität kann als gelungen Rundes verkauft werden.

Der zauselige Harald Krassnitzer heißt als Engel Oskar Manker, der hat ein Buch geschrieben (‚Schützt die Welt, nicht das Geld‘) und vielleicht ist der Name auch eine Hommage an den berühmt-berüchtigten Theaterregisseur Paulus Manker. Vielleicht ist ja Harald Krassnitzer selber einer von vielen Mankergeschädigten und deswegen schon im Himmel.

Hier soll Manker einen neuen Engel, Mira Aichner (Maresi Riegner), einlernen. Sie wandeln nicht als Zombies, aber als für den Zuschauer sichtbare, für die Mitspieler unsichtbare Engel durch Wien und müssen Leben retten.

Die Engel haben ihren Tod bereits hinter sich.

Manker wohnt in einer physisch-realistischen Wohnung mit Möbeln und Schubladen. Zeitgeist-Dialoge meint, es kommen Begriffe vor wie Vintage, Pager sind was Altertümliches, die Frage, wie man drauf sei – Rezepte aus dem Drehbuch-Schnellkochtopf.

Mit dem Drogenmilieu hat man bei den Öffentlich-Rechtlichen immer gute Karten, erst recht, wenn man den Dealern Engel auf die Bude schickt.

Mira ist ein Ex-Junkie und will wissen wie Manker gestorben ist, aber das gehe sie nichts an. Gefälliges aus dem TV-Drehbuch-Schnellbedienkasten mit ein paar ernsten Brosamen über das Leben und den Tod dazwischengestreut plus zwei Löffel Vater-Töchter-Rührgeschichten, ein Dezi Leukämie, eine Prise Schuldgefühle.

Schutzengel dürfen sich nicht mit dem Ermittlergen infizieren lassen, haben aber ein öffentlich-rechtliches Gewissen. Und als abgeschliffen dramaturgisches Schwert droht über dem Film, dass Manker den Fall nicht wieder vermasseln darf, denn sonst… Was denn sonst? Interessiert das irgendwen?

Über all den moralinsauren Irrationalimus wird eine Musik gelegt, die penetrant hämmert, wie lustig und lüpfig das alles doch sei, und wie man die Humorweisheit mit dem Löffel gefressen habe. Untertext: solchene 90 Fernsehminuten rocken wir mit Routine aus dem Handgelenk ohne einen Finger krumm zu machen.

Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!

3 Gedanken zu „Engel mit beschränkter Haftung (ARD, Mittwoch, 4. Dezember, 20.15 Uhr)“

  1. well written Sir.
    Nur den Schlusssatz hätten sie sich sparen können.
    Diese < 20€Mon werden sie kaum dem Hungertod näherbringen, und die Vielzahl an soliden Reportagen überwiegen bei weitem dem immer mal wieder ausgestrahlten Unfug wie diesem. Jeder Cent ist hier gut investiert. Áber vielleicht wollen Sie von diesen Echsenmenschen aus dem sog,. social Media Universum meinungsdominiert werden.Im Sinne des Themas : Halleluhjah

  2. Hallo Odo, danke für Ihr Feedback.

    Ich bin durchaus ein Befürworter, ja Verfechter eines öffentlich-rechtlichen Rundfunks, den ich für das Funktionieren einer demokratischen Gesellschaft für unerlässlich halte – aber es gibt gravierende Fehlentwicklungen. Man kann ja einer Sache auch nützen, indem man sie kritisiert; das ist in Demokratien sogar ziemlich erforderlich. Mich stört allerdings die unsoziale Zwangsfinanzierung. Sie geht definitiv zu Lasten einkommensschwacher Haushalte. Und das ist von Belang bei einem Budget von gegen 10 Milliarden Euro. Gleichzeitig ärgert mich, dass sich die Milliardäre im Lande im Vergleich zu ihrem Geld praktisch nicht an der Finanzierung unseres öffentlich-rechtlichen Rundfunkes beteiligen. Zudem gibt es immer mehr Haushalte, die mit knapper werdenden Haushaltseinkommen zu kämpfen haben. Ich bin mir nicht sicher, ob diese Argumente im von Ihnen erwähnten social Media Universum auftauchen; jedenfalls sehe ich mich keineswegs davon meinungsdominiert; da bin ich nämlich überhaupt nicht zugange.

    Ab und an habe ich auch Kommentare zu dem Thema geschrieben zum Zukunftsrat und zuletzt zur Reform.

  3. Na gut, was wäre ein Diskurs ohne eine Antwort auf die Antwort.
    Sie haben natürlich recht, der Rundfunkgebühr- und nicht nur der- fehlt eine soziale Komponente, Abschaffen geht ja garnicht, Qualität kostet halt Geld, aber eine Staffelung ist sicher sinnvoll.
    Und überhaupt, dieser (Neo-)liberalismus… Aber überspannen wir den Bogen nicht, hier ging es um 9o min schlechten Film, das passiert halt auch mal.
    und bleiben sie weiterhin abstinent, des Volkes Stimme kann einem ganz schön zusetzen.

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