Vena

Jenny und Bolle

Jenny (Emma Drogunova) und Bolle (Paul Wollib) sind ein drogenabhängiges Paar, das in einer gut bürgerlich eingerichteten Wohnung lebt und einen Buben hat im Alter kurz vor der Einschulung.

Der Umgang des Paares passiert in vernünftelnden, einander zugewandten Dialogen, so wie es sich eine Studentin der Filmakademie Baden Württemberg (Chiara Fleischhacker, Regie und Drehbuch) und Profs und öffentlich-rechtliche Rundfunkunfredakteure vorstellen: weltfremder geht nicht.

Auch der Ton nicht. Aber das lernt man ja an diesen teuren Instituten auch nicht. Vielleicht lernt man da, dass es schick sei, die Schauspieler zu nicht allzu deutlichem Sprechen anzuhalten (oder Schauspieler auszuwählen, die das gar nicht mehr können), damit der Zuschauer seine Fantasie in Gang setzen muss bei all den Belanglossätzen.

Der Film nimmt sich Szenen aus dieser Familie vor, die kurz vorm ersten Schultag des Buben beginnen und mit der Geburt des Schwesterchen aufhören, mit der die Protagonistin schon anfangs des Filmes schwanger ist.

Jeder Szene sieht man den unermüdlichen Fleiß der Gewerke an, ja nichts Unüberlegtes, ja nichts nicht Gesetztes zu tun. Und immer nah an den Protagonisten zu bleiben. So bleibt eine Wandtapete mit grauen Rosen dominant in Erinnerung.

Irgendwann gibt es Knatsch mit dem an sich liebenden Vater. Das verlangt vielleicht die Romantiksehnsucht oder die Kitschsehnsucht der Filmstudentin. So kann sie die junge Frau allein in die Welt hinausschicken.

Es gibt eine Marla (Friederike Becht), die offenbar Malerin ist und eine betreuende Funktion ausübt. Die lässt die obdachlose Schwangere in ihrem Gartenhaus unterkommen. Dann ist da noch irgend eine Straftat in der Vergangenheit, für die Jenny in den Knast muss.

Ja, wir haben es hier mit einem ausgesprochenen Sozialdrama zu tun. Dieses prangert den Fakt an, dass unter Umständen einer inhaftierten Frau, die gerade Mutter geworden ist, das Kind weggenommen werden kann. Es zielt auf das Mitleid des Zuschauers ab. Es will ihn gefühlsmäßig aufrühren, indem es deutlich erkennbar eine echte Geburt zwischen das Gespiele schneidet.

Was will uns der Film erzählen? Das wär eine Preisfrage. Und wie hieß die Familie nochmal, Bollstädt oder Wollstedt? Oder gar Schönfeld? Aber wie gesagt, es scheint hier um das Gefühl zu gehen und nicht um Justizibialität.

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