Jeff Koons: A Private Portrait

Kein leidender Künstler,

Geschäftssinn, Dekor, kindische Verspieltheit und Familiensinn, das scheint die Kunst des Jeff Koons auszuzeichnen.

Familiensinn, weil Koons durch und durch ein Familienmensch ist, mit Unmengen von Kindern, mit denen er auf der Familienfarm in Pennsylvania lebt.

Geschäftssinn hat er zuhause gelernt. Sein Vater war ein Geschäftsmann; und als Geschäftsmann, als Makler, hat Jeff Koons in seinen Anfängen Geld verdient, um seine teuren Objekte herstellen zu können. Dies zeigt nebenbei, dass er kein opportunistischer Künstler ist, sondern die Dinge macht, die ihm wichtig scheinen, auf die er Lust hat.

Das Dekor-Element hat er auch von zuhause gelernt. Nicht nur, dass der Vater einen Betrieb für Innenausstattung hatte, auch die Mutter zeigt viel Geschmack im Dekorieren von Wohnung und Weihnachtsbaum. Diese Dekor-Kunst wurde auch vom Vater mit dem wohl an den Sohn übertragenen Perfektionsimus gepflegt. Und spiegelt sich in vielen seiner Kunstwerke wieder, in klassischer Kunst, die er mit Christbaumkugeln versehen hat.

Die kindische Verspieltheit mag die tiefere Ursache für seine Kunst sein, die in seiner hierarchischen Position in der Familie begründet ist. Der Bub hat eine drei Jahre ältere Schwester, die ihm immer in allem überlegen war. Dann zeigte es sich: nicht im Künstlerischen. Das ist wohl eine natürlich menschliche Neigung, sich auf so eine Stärke – und in diesem Fall sicher auch mit extraordinärer Begabung ausgestattet – zu konzentrieren.

Diese Kunst wird eine Reflexion der Verhältnisse seiner Mittelklasseherkunft und deren Liebe zur Innenausstattung und zum Dekor. In der großen Kunst selbstverständlich massiv überhöht oder wie Fachleute sagen: neu gesehen; aber auch: Verbindung unter den Menschen, unter den Betrachtern schaffend; denn jeder sieht darin etwas Bekanntes, aber in neuem Zusammenhang und neuer Umgebung, im Museum of Modern Arts oder in futuristischer Gebäudewelt in Doha.

Peppi Corsicato hält mit seiner Dokumentation, was er im Titel verspricht. Es ist ein privates Porträt mit einer ganz schönen Schnittmenge Gemeinsamkeit mit der Klatschspaltenabteilung. Und mit den üblichen Talking Heads, Family, Friends und Fachleute. Die werden allerdings ungewöhnlich ins Bild gesetzt: als seien sie von Koons gesehene und gemochte Objekte.

Der Film lässt Koons persönlich erzählen, verfügt über privates Super-8-Material bis in die geborgene Kindheit zurück und vergisst nicht ärgerliche Geschichten wie den Sorgerechtsstreit um den einen Sohn oder die Sache mit Ilona Staller, ohne en detail darauf einzugehen; oder die sich mit der Volljährigkeit glücklich entwickelnde Geschichte zur direkt nach der Geburt zur Adoption freigegebenen Tochter. An Koons grundsätzlichem Optimismus und seiner Menschenfreundlichkeit, seiner Objektverspieltheit scheint sich dadurch nichts geändert zu haben.

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