City of Darkness

The walled City,

die ummauerte, die eingezäunte, die abgeschirmte Stadt, ist der Schandfleck von Hongkong in den 80ern. Hier tobt das Verbrechen, der Schmutz, die Ausbeutung, die Angst.

Die graphische Darstellung dieses Nichtortes erreicht eine eigene Virtuosität in diesem an handwerklicher Brillanz besonders im Actionbereich nicht armen Filmes von Soi Cheang nach dem Drehbuch von Kin-Yee Au, Tai-Lee Chan und Li Jun.

Vielleicht etwas zu deutlich computeranimiert wirkt die Unwirtlichkeit dieses massiven Blocks an Behausungen, engen Gassen und Treppenhäusern, Vordächern, einem Verhau von Leitungen, einem Gewirr an Stangen – ideal um Menschen, die sich verfolgen durchtreiben zu lassen, Stockwerke in die Tiefe zu sausen, um sie dann auf irgend einem Vorsprung oder in einem Geflecht aus Drähten liegen oder hängen zu lassen. Hierbei wird keine Möglichkeit verschenkt.

Es gibt gegnügend Anlässe für Verfolgungsjagden und schlagkräftig-blutige Auseinandersetzungen. Denn diese verfemte City ist in den Händen des Günstlings Tornado (Luis Koo) einer Triade. Hierhin flüchtet sich der Protagonist Chan Lok-kwan (Raymond Lam). Der ist ein Flüchtling, hat keine Papiere und das ist das einzige, was er möchte, um ausreisen zu können. Da Mr. Big (Sammo Kam-Bo Hung) ihn reinlegt, schlägert er sich aus dessen Entourage heraus, nimmt einen Sack voller Kokain-Päckchen mit und will die jetzt in der Walled City verscherbeln. Schon sitzt er in der Patsche, sitzt inmitten der Interessenbereiche der Triaden. Die Keilereien können beginnen.

Die Action wird virtuos und es gibt ein paar gute Helden, die auf Seite des Protagonisten stehen. Die Darsteller schonen sich nicht, die Regie schont sie auch nicht; die Abteilung, die Blessuren schminken muss, bekommt satt zu tun.

Bei aller Meisterlichkeit des Actiongewerbes frage ich mich aber, warum mich der Film so unbeteiligt lässt. Ob das an Einführung und Charakterisierung der Figur Lok liegt, der erst mal keine Vergangenheit, keine Familie, kein erkennbares persönliches Need hat, außer, dass er Papiere will?

Warum hat mich der Film Weekend in Taipei von Beginn an so viel mehr gefesselt? Oder auch die Filme von John Woo?

Am Ende heißt es, dass die Walled City 1993 dem Erdboden gleichgemacht worden sei und eine Folge von Clips zeigt Menschen in Frieden und Freude, die ihrem Handwerk nachgehen, die Welt ist ordentlich geworden, heil, glücklich, die Regale in den Geschäften sind gut gefüllt, Familien schauen fern und der Schuster ist bei seinen Leisten geblieben. Und selbst wer im Kopf hat, dass Hongkong erst 1997 an Festlandchina übergegangen ist, der versteht: dieses neue China sorgt für Frieden, Wohlstand und Glück.

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