Shambala

Episches Existenzpoem

Schmerz, Leid, Konfrontation, Kind, Heim: Begriffe solcher Kategorien sind in Steintafeln graviert. Diese liegen in einer Höhle gut lesbar aufgestellt, in der die Protagonistin Pema (Thinley Lhamo) auf ihrer Lebensreise durch das nepalesische Berg- und Niemandsland gegen Ende des Filmes von Min Bahadur Bham, der mit Abinash Bikram Shah auch das Drehbuch geschrieben hat, Zuflucht findet.

Mit dieser thematischen Rahmenangabe erhebt sich der Film deutlich über das bislang wie dokumentarisch Erzählte.

Anfangs des Filmes wird Pema an drei Brüder verheiratet. Tashi (Tenzing Dalha) liebt sie zärtlich, ist der virilste und wohl auch derjenige, der das Bett mit ihr teilt. Karma (Sonam Topden) wird Mönch und zieht in ein Kloster. Der dritte, Dawa (Karma Wangyal Gurung), ist noch ein Junge. Sie solle eine gute Frau sein, wird ihr von den besorgten Eltern mit auf den Weg gegeben. Weg ist ein großes Thema, allzulange hält sich der Film nicht damit auf, was die Menschen in den karg besiedelten Dörfern aus Steinhäusern in der unbunten Berglandschaft tun.

Tashi macht sich auf eine lange Reise nach Lhasa auf, um Handelsgüter dorthin zu bringen und gegen Dinge einzutauschen – in die Details, ob Tausch- oder Geldhandel geht der Film nicht -, die es in der steinigen Berggegend nicht gibt.

Allerdings kehrt Tashi nicht zurück zu seiner Frau. Diese macht sich auf die Suche nach ihm. Der Rinpoche (Loten Namling) schickt ihr den Mönch Karma mit auf den Weg.

Der Film nutzt weidlich die Folklore der bunten Kostüme und Wimpelbänder. Ein Pferderennen kommt vor wie das Pfeilschießen einer jungen Frau auf einen Popanz, offenbar um ihre Schuld oder Unschuld zu klären.

Ein Betrunkener wird aufgelesen, Ram Sir (karma Shakya). Der wird noch eine Rolle spielen und trägt eine moderne Daunenjacke im Gegensatz zum Rest des Ensembles.

Auf dem Weg wird oft innegehalten, es gibt spröde Gespräche, da kann Pema zum sie begleitenden Karma sagen, er lobe jedes Mal den Pullover, den sie stricke, wenn er ihr ein Kompliment machen wolle. Und das Thema der Schwangerschaft von Pema. Wer ist der Vater? Auch das wird über Meilen immer wieder angetippt.

Die Haltung eines Weisheitssuchprozesses des Filmes unterstreicht die Kamera, die immer ruhig versucht, ihr Objekt einzuzirkeln, einzumitten, ihm näher zu kommen. So ist sie überwiegend in Bewegung. Sie unterstreicht diesen Eindruck der Ereignishaftigkeit der Ereignislosigkeit, die dieser Film gerade durch den extensiv-epischen Impetus suggeriert. Aber die Moderne spielt mit; der Junge lässt das Pflügen mit dem Ochsengespann sausen und meint, er möchte Pilot werden.

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