Neuigkeiten aus Lappland

Worüber berichten in Lappland?

Diese Frage stellt sich dem Lokalblatt „Neuigkeiten aus Lappland“ täglich, weil doch so gar nichts passiert und über Gewalt in der Familie, die Niina (Oona Airola) von ihrem Mann Tapio (Tommi Eronen) erlebt, wird selbstverständlich nicht berichtet. Allenfalls darüber, dass er ins Gefängnis gekommen ist dafür.

Wir schreiben das Jahr 1984. Es ist die Zeit des Eisernen Vorhanges und der viel größeren Angst vor einem Atomkrieg als heute – wobei es doch viel mehr Atomwaffen gibt als damals, so ist zu vermuten. Finnland an der Grenze zu Russland sieht sich besonders gefährdet.

Soldat Kai Repola (Pyry Kähkönen) ist bei der Luftwaffe. Er genießt seine Überschallflüge, so stellt es zumindest der Film von Mila Tervo dar. Seine Protagonistin ist Niina, die Mutter von zwei Töchterchen. Sie hat ihrerseits eine Mutter und eine verheiratete Schwester. Sie möchte beim Lokalblatt arbeiten, Journalistin werden. Und da sie dem etwas verzottelten Chefredakteur mit einem Schlitten einen Sachschaden verursacht hat, bietet sie ihm an, das Geld mit Artikeln abzustottern.

Das Aufregendste, worüber zu berichten wäre, ist ein im tiefen Schnee steckengebliebener Traktor. Die Nachwuchsjournalistin macht ein Gedicht wie fürs Poesiealbum drüber und keinen informativen Artikel für eine Lokalzeitung. Aber sie ist lernfähig und lernbegierig.

Es passiert auch ein ominöser Zwischenfall. Weitherum ist eines Tages ein lauter Knall zu hören und kein Mensch weiß, was es war. Die Zeitung sollte sich tunlichst hüten, darüber zu schreiben, erst recht, wie immer mehr Militär und internationale Presse an dem Ort auftaucht.

Gleichzeitig verliebt sich Niina in Kai. Aber auch ihre Neugierde ist geweckt, sie ist sich der Tragweite eines möglichen Zwischenfalls mit einem sowjetischen Sprengkopf bewusst und hat so viel journalistisches Ethos und Selbtbewusstsein, dass sie überzeugt ist, darüber schreiben zu müssen.

Mila Tervo berichtet diese Begebenheit aus Lappland in der Form einer recht fahrigen Reportage mit dominierender Handkamera und erzeugt so durchaus einen Sog, der sowohl das Thema der Gewalt in der Familie (auch das Neinsagen lernen, wenn der Täter wie so häufig reumütig zurückkommt) als auch dasjenige journalistischer Wahrhaftigkeit ventiliert. Gleichzeitig präsentiert er uns wie ein Museum, wie damals eine Zeitung gemacht wurde.

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