Is Anybody There?

Die Fingerguillotine,

und gerade wenn bei einer kleinen Zaubervorführung in der feinen Alterresidenz was schief geht, bildet einen der Gegenprogrammpunkte gegen den Grundton fetten Feelgoods, wie die Briten es maximal können.

Alles ein Tick zu süßlich, ein Tick übertrieben: die wohltemperierte Sinnlosigkeit des Lebens in so einem stattlichen Heim, dieses umsorgte Warten auf den Tod.

Geführt wird das Haus von den Eltern des elfjährigen Edward (Bill Milner), von seinem Vater (David Morrissey) und seiner Mutter (Anne-Marie Duff). Edward ist in diesem zauberhaften Alter von geistig schon sehr wach und im übrigen vor allem ahnungsvoll, vielleicht das reinste Alter in einem Jungenleben. Er muss zwischen all den Alten aufwachsen.

Die Eltern haben wenig Zeit für Edward. In der Schule ist er ein Außenseiter mit seinem Interesse für Geisterjägerei. Er steckt Tonbänder unter die Betten Verstorbener und nimmt Post-Mortem-Geräusche auf. Er ist ein einsamer Junge und niemand kann sagen, ob er als Erwachsener so ein Versager wird wie sein Vater in der Ehe oder der neue Klient Clarence (Michael Caine). Da kommt es wieder ins Spiel, dieses unglaublich Süße.

Man erinnert sich an die Geschichte vom Kleinen Lord. Alter, halsstarriger, zynischer Mann trifft auf hoffnungsvollen Jungen. Beider Herz erweichen.

In etwa so läuft es hier. Was die beiden verbindet, ist letztlich die Erkenntnis der Sinnlosigkeit des Lebens, dass das Leben vorbeigeht und dann nichts mehr ist, allenfalls Seelenwanderung, am liebsten als Dachs, so Clarence. Der war ein Zauberkünstler, auch er hat versagt in der Liebesbeziehung. Er tingelte durch die Lande mit seinem magischen Theater Amazing Clarence. Er wird Edward (der wunderbare Kinderdarsteller von damals scheint heute in Fernsehserien neutralisiert zu werden) Kartentricks beibringen.

Der Film von 2008 von John Crowley nach dem Drehbuch von Peter Harness drückt anfangs vielleicht etwas zu sehr auf die Süßtube, um dann aber umso mehr zum brutal Existenziellen vorzudringen und die Freundschaft zwischen Clarence und Edward einem umso mehr ans Herz zu drücken. Auch der Titel des Filmes bezieht sich letztlich auf die existenzielle Leere: ist überhaupt jemand da, so wie bei Seancen die Frage gestellt wird. Auch in dieses Metier führt Clarence Edward ein.

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