Des Teufels Bad

Schwermut

Heute spricht man überwiegend von Depression und sie ist ein weit verbreitetes Phänomen. Es ist eine Krankheit, mit der sich Spezialisten beschäftigen, die Psychopharmaka-Industrie, Psychiater. Von der Gesellschaft wird sie weggedrückt.

Kein Mensch will sich mit Familienmitgliedern, Freunden, Arbeitskollegen beschäftigen, die ihrem Leben keinen Sinn mehr abgewinnen können, die keine Motivation haben, aufzustehen, ihren Alltag zu erledigen. Niemand will damit zu tun haben.

Das schafft das Phänomen nicht aus der Welt. Severin Fiala und Veronika Franz haben es sich schonungslos und eindrücklich vorgenommen. Sie sind auf Dinge gestoßen, die im 18. Jahrhundert passiert sind um solche Menschen herum. Sie haben historische Forschungen von Kathy Stuart zur Grundlage ihres Drehbuches genommen und dieses dicht, packend und stimmig umgesetzt.

Agnes (Anja Plaschg) lebt um 1750 in Oberösterreich. Sie wird verheiratet mit Wolf (David Scheid). Es sind ländliche Verhältnisse, man hat vielleicht eine Ziege, Hühner, es gibt das gemeinsame Fischen. Der Film schildert Schritt um Schritt die Entwicklung der Schwermut von Agnes.

Es sind viele Faktoren. Sie bekommt kein Kind. Dafür ist möglicherweise Wolf verantwortlich, der offenbar einem zum Empfängnis führenden Geschlechtsverkehr nichts abgewinnen kann; der lieber hinter ihrem Rücken onaniert; der mehr Interesse an Männern zeigt. Sie ist in der Umgebung von Wolf eine Fremde. Sie hat einen schlechten Orientierungssinn. Die Behausung, die Wolf ihr bietet, ist kaum mehr als ein Steinhaufen von Stall. Kein Schwein möchte darin leben.

Wie ein schlechtes Omen sind manche Hochzeitsgeschenke. Agnes vernachlässigt zusehends ihre Arbeit. Eine Ziege, die schon von Maden zerfressen ist, muss geschlachtet werden. Einmal entführt sie einen unbewachten Säugling, muss den aber zurückbringen.

Der Film bringt wohldosiert immer wieder Bilder, wie aus einem Horrorilm. Nichts ist schön an den Häusern, an den Kleidern, an den Menschen, an den Straßen.

Dreck und Düsternis dominieren. Sie repräsentieren die Sicht der Schwermütigen.

Der Film referiert auf eine Reihe von Fällen von Schwermut, bei denen sich Frauen, die des Lebens müde waren, einen Menschen töteten und dies gestanden, damit sie dann in einer Art Volksfest dem Henker zugeführt wurden.

Der Film verwendet den Begriff Lebensverdruss und hat so die fürchterlicheren und schmerzlicheren Bilder in seinem Köcher als sie je einem Terrifier 3 einfallen könnten.

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