Monster on a Plane

Novemberzeit, Horrorzeit, Gruselzeit

Wer Horrorfilme schaut, lässt sich mit tiefen Verlust- und Verletzungsängsten konfrontieren. Das ist die elementare Konstruktion solcher Filme, dass die Intaktheit von Leben und Liebe gezielt zerstört, zum Bluten, zum Ersticken gebracht wird.

Etabliert wird also erst berechenbare Routine, in die das Monster einbricht und alles in Frage stellt, alle Werte. Hier wird immer wieder der Wert von Liebe oder zumindest von Anmache behauptet. Um den es dann geschehen ist, wenn vorzeitiger Tod, grausamer Tod eintritt.

Das ist Genre comme il faut, das ist Genre, wovon deutsche Filmemacher immer träumen, das sind Filme, die werden nicht für Filmförderer gemacht, die sollen auch was einspielen, weil die Menschen sich an Urängsten ernst genommen fühlen.

Und das ist Genre, wie es in Deutschland kaum je gelingt, weil es von den zur Finanzierung von Filmen meist nötigen Fernsehanstalten und Filmförderern und deren weisungsgebundenen Redakteuren kastriert wird, weil es nicht pädogisch oder lehrreich genug ist.

Auf diese Bevormundung verzichtet Ezra Tsegaye und siehe da, er beweist, dass Genre auch in Deutschland gelingen kann und auch, dass es durchaus, wenn dann noch mehr Geld da ist, ausbaufähig wäre.

Ezra Tsegaye hat das studiert, wie das funktioniert. Er fängt auf einer tropischen Insel an, auf Mermaid Lagoon Island. Ein Flug nach Hamburg steht an. Alles hat seine Ordnung, alles ist organisiert.

Ein etwas zwielichtiger Passagier (Dieter Landuris) hat einen dubiosen Koffer dabei, den er mit Geschick durch die Abfertigung bringt. Es gibt einen Polizisten, der auf dem Weg zum Flughafen ist und dringend eine Telefonverbindung zum Kapitän sucht. Es kommt eine Gruppe Studenten an Bord mit ihrem Professor; die betreiben naturwissenschaftlichen Forschungen. Es kommt der Kapitän James Pillow (Philippe Brenninkmeyer) an Bord, Flugbegleiterin Nathalie (Eva Habermann) auch.

Der Flug startet. Alles bestens. Alles verläuft nach Plan. Flugzeit voraussichtlich 6 Stunden. Eine Gewitterfront steht an. Da schüttelt es die Leute schon mal durch. Vor allem tut sich was im Kofferraum in jenem Koffer. Das Grauen ist mit an Bord.

Das Personal ist perfekt geschminkt, Flugschönheiten pur. Innerhalb der Crew gibt es auch ein Techtelmechtel. Die Gewitterfront ist durchquert. Der Kapitän kann das Signal zum Anschnallen wieder zurücksetzen. Der Zuschauer weiß inzwischen, dass ein gesuchter Verbrecher mit an Bord ist.

Dann, nach der perfekten Exposition, übernimmt das Monster, das die Eigenschaft hat, in seiner Nachbarschaft halluzogene Störungen auszulösen, die Regie, wenn man so will, diktiert das aufkommende Grauen, bringt die ordentliche Welt Biss um Biss mehr durcheinander, bis Rollen im Flugzeug neu verteilt werden müssen.

Mit Logik muss man nicht versuchen, solche Filme zu entschlüsseln. Sie dienen nach guter mentaler Präparation der Verlustierung am Schrecken, am Horror, sie bedienen Angstfantasien und sind vermutlich, wie in diesem Fall, am besten im Heimkino zu genießen mit einer Clique aufgeräumter Kumpels, mit denen man womöglich einen gemeinsamen Flug in den Urlaub plant.

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