Die Witwe Clicquot

Zärtlichkeit und Vision

gehen in diesem Film zwischen Barbe (Haley Bennett) und Francois (Tom Sturridge) eine innige, eine verrückte, eine kreative Liaison ein. Francois ist der Besitzer des Weingutes Cliquot. Er ist vor allem ein Visionär, aber Barbe ist es nicht weniger.

Der Film von Thomas Napper schildert nach dem Drehbuch von Erin Dignam, Christopher Monger und Tilar J. Mazzeo diese Liebe, die sich nicht allzu sehr um das Geschäftliche kümmert, berauschend als einen zauberhaften Bilderbogen, wie die schönsten Ölgemälde aus der Zeit.

Es ist kurz nach 1800, die Zeit Napoleons. Allerdings hat Francois ein Nervenleiden. Er stirbt jung. Damit fängt die Story an, die großzügig mit dem Mittel der Rückblende arbeitet. In knappen, klaren Dialogen wird die Situation festgestellt, verpackt in die wunderschönsten Bilder.

Das Weingut steht kurz vor der Pleite. Die Pleitegeier, alles seriös gekleidete Herren aus der Umgebung, sind schon auf dem Sprung. Großartiger kann Feminismus im Film kaum dargestellt werden, wie Barbe von ihrem Gutsverwalter erfährt, dass sie verkaufen soll. Ein Kipppunkt sondergleichen ist das. Der Raum voller distinguierter Herren, die Frau in schwarz gekleidet mit blassem Gesicht dahinter. Wird sie dem Ansinnen widerstehen können? Sie wird. Und wie!

Der Film ist eine großartige Hommage an visionäres Unternehmertum. Barbe hat eine Vorstellung, wie ihr bester Schaumwein aussehen muss, wie er hergestellt werden kann. Sie wird nicht müde zu experimentieren. Aber wer will so etwas schon kaufen.

Mit einem Hauch krimineller Energie versucht sie, die Napoleon-Boykotte zu umgehen, denn in Russland könnten sich Abnehmer finden. Das ist abenteuerlich. Und es sieht aus wie die definitive Pleite, wie die einzige Ladung des explosiven Produktes als in Amsterdam wegen Wärme verlustig gemeldet wird. Selbst Bettlacken und Tischtücher muss Barbe verscherbeln, um ihre Arbeiter bezahlen zu können. Aber sie lässt nicht locker.

Louis (Sam Riley) kehrt zurück. Er ersetzt ein Stück weit Francois, nicht ganz so versponnen, nicht ganz so romantisch, aber immerhin mehr als nur vorzeigbar.

Nach dem anfänglich verrückten Schwung wirkt der Film dann allerdings etwas auf dem Gleis, das er mal eingeschlagen hat, wie festgefahren, erzählt unverdrossen die Unternehmerinnen-Geschichte mit retardierenden Momenten wie dem Rückblick auf die Glasexplosionen in der Weinkellnerei bis zum Durchbruch der bis heute berühmten Marke mit dem Branding der Witwe von Clicquot, der sich am Kometen-Jahrgang von 1811 orientiert. Der Film flicht ein Sträußchen kühnem, weiblichem Unternehmertum.

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