Critical Zone

Halluzinogener Trip durch Teheran

Anders ist es nicht auszuhalten. Anders kann man im Iran kaum Filme drehen.

Alles im Auto. Wie schon in Taxi Teheran. Das Land ist nur bekifft auszuhalten. Am besten mit Opium aus Keman. Man kann in Teherans Untergrundwelt auch dealen damit.

So wie Amir (Amir Poosti). Ein fantastischer Protagonist. Er sieht aus wie der junge Reinhard Messmer. Männlich wie irgend was. Andererseits möchte er mit Frauen nur im Bett liegen. Mehr gehe nicht. Opium und Koks sind doch besser als Gras.

Ein merkwürdiger Heiliger auch. Backt Schockokuchen und füttert zusammen mit einer Frau lethargische Pflegefälle, die mit offenem Mund am Tisch sitzen und reglos im Bett liegen. Er kümmert sich auch um den drogenabhängigen Sohn einer Teheranerin. Hausbesuch. Handauflegen, Aufweckohrfeige, Pillen und Zeugs.

Er dealt auf der Straße. Man kennt ihn. Er holt eine Frau vom Flughafen ab. Die hat ihre Flugstories. Nicht ganz so schlimm wie die mit dem abgestürzten iranischen Präsidenten. Auch sie kokst. Exzessiver Koksrausch mit Schreien, mit halluzinogenen Bildern und Tönen.

Ali Ahmadzadeh erzählt diese Geschichte von einem Leben unter 20 Millionen und vergisst dabei nicht die Poesie, tiefe Poesie, die bei einer der nächtlichen Fahrten zitiert wird; überhaupt ist die Stadt nicht ohne Kultur, vorher schon hat Amir einer Tanzperformance beigewohnt.

Den Film lässt er in endlosen unterirdischen Tunnels beginnen. Erst folgt die Kamera wie angefixt einer Ambulanz. Um Orientierung vorzugaukeln, meldet sich immer wieder lakonisch und unbeirrbar die weibliche KI-Stimme des Navis. Nach 200 Metern links abbiegen.

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