Die Rückkehr des Filmvorführers

Nostalgisch vielleicht – aber nicht rückständig!

Das erzählt dieser Film von Orkhan Aghazadeh als vielleicht dringlichsten Punkt, dass man in Aserbeidschan kinonostalgisch sei, gewiss aber nicht rückständig, auch wenn es in manchem Dorf, zum Beispiel in Sym, nicht an jeder Ecke Internetempfang gibt. Dazu muss man mühsam auf einem Esel sitzend einen Berg erklimmen oder im Winter gar durch meterhohen Schnee stapfen. Aber die Endgeräte hat man, auf ihnen ist in verschiedenen Schriften mit der ganzen Welt zu kommunizieren. Oder es sind Waren zu bestellen.

Der alte Filmvorfüher Samid (Samiduillah Idrisov) hat es sich in den Kopf gesetzt, im Dorf wieder Filmvorführungen zu veranstalten. Als Mitstreiter gewinnt er den Studenten Ayaz (Ayaz Khaligov). Technisch sind sie geschickt und tüftlerisch genug, um alte Projektoren für Filmrollen wieder in Gang zu setzen, um Fotos für ein Plakat „Die Rückkehr des Filmvorführers“ zu machen, um einen indischen Film auf Celluloid-Rollen zu organisieren.

Ja, der Junge ist clever genug, das Ende des indischen Filmes, bei dem die letzte Rolle fehlt, als Handy-Zeichentrick-Movie zu erzählen und dafür einen eigenen Projektor, der direkt vom Handy auf die Leinwand projiziert, zu basteln.

Die beiden müssen sich selbstverständlich mit dem Bürgermeister abstimmen. Die Zeitgeschichte spielt hinein, Russland hat gerade die Ukraine überfallen. Darüber macht Ayaz einen satirischen Animationsfilm.

Der Film erzählt auch, wie die beiden Filmfreaks Töne für die Tonspur sammeln. Das größte Problem ist das Fehlen von Glühlampen für die Projektoren. Der Bestellung, der Rercherche und dem Warten darauf ist ein eigener Handlungsfaden gewidmet, der auch einen Ausflug nach Baku mit sich bringt, verbunden mit einem Mini-Tourismusrundblick auf die Errungenschaften der modernen, aserbeidschanischen Metropole.

Angedeutet werden verschiedene Hindernisse auf dem Weg zur Wiederbelebung der Filmvorführungen im Dorf, es gibt Gerede, digitales Material geht verloren, die selbsthergestellte Leinwand im Gemeindesaal stört und die über das Internet in Estland bestellten Projektorglühbirnen lassen auf sich warten.

Aber der Kinowille ist ungebrochen und viele Aufnahmen belegen, dass Aserbeidschan ein wundervolles Kinoland sein kann, nicht nur mit der Landschaft, den Stimmungen, auch mit den wunderbaren Charakterköpfen.

Bei der Projektion weiß man sich zu helfen, wenn ein indischer Film ohne Untertitel vorliegt: es gibt schließlich ein Mikro, ein Handy mit der Übersetzung und einen vifen Simultaneinsprecher.

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