Alter weißer Mann

Wohlig, familiär, verhoevensch

Es geht sich, wenn ich das recht erinnere, ähnlich aus wie bei einem der Vorgängerfilme von Simon Verhoeven, Willkommen bei den Hartmanns: versöhnlich, die Menschen vertragen sich, sie sollen sich vertragen bei aller Unterschiedlichkeit. Dort war es eine Arztfamilie und es ging um die Aufnahme eines Flüchtlings.

Jetzt hat sich Simon Verhoeven ein erweitertes Thema vorgenommen. Er will ein Abbild jener deutschen Schicht schaffen, die sich mit dem Trend in der Gesellschaft befasst und identifiziert, es könnte der durchschnittliche Spiegelleser sein.

In gewisser Weise schafft Simon Verhoeven ein honoriges Dokument über den Stand der gesellschaftlichen Diskussion in einer etwas besseren und nicht ganz ungebildeten Schicht. Feelgood-Komödie ist insofern nicht der treffende Begriff.

Es dreht sich um die Familie von Jan Josef Liefers mit Gattin Carla, Nadja Uhl. Er heißt hier Heinz, spielt einen leicht trotteligen Geschäftsmann, der immerhin nicht weit unter der Geschäftsleitung fungiert, ein Unternehmen, das sich mit dem Einsatz von KI beschäftigt.

Vielleicht ist der Vorname Heinz kein Zufall. Es gab mal einen deutschen Komiker, der auf seine Art genau so ein deutscher Schwerenöter war, Heinz Erhardt, der sich mit den Zeitgeist-Problemen seiner Epoche herumgeschlagen hat.

Vielleicht ist es die Intention, mit Liefers einen Heinz-Erhardt light oder Heinz-Erhardt 2.0 auf die Leinwand zu bringen. Die heutigen Probleme bis zum Überdruss sind das Gendern, die Diversität, der latente Rassismus der Gebildeten, der Umgang mit KI, Paartherapie (Liefers und Uhl befinden sich bei Denise M‘ Baye in Therapie, erscheinen aber kaum je zusammen zu den Sitzungen), Kryptowährungen und Spekulation, Sonnenkollektoren und gesunde Ernährung.

Richtig familiär wird es bei der lange angesagten Einladung bei Liefers. Und auch da, wie vorher schon, hat Elyas M‘ Barek einen Glanzauftritt als der Mann, der zuständig für die KI ist.

Die Pressevorführung in München hat nebenbei Einblick in die Arbeit des Regisseurs gegeben, indem – wie bei Übersetzungen bei Youtube – auf schwarzen Feldern Anweisungen zu Änderungen in Licht, Ton oder Text erschienen sind. Interessant, an welchen Details da offenbar noch lange rumgefummelt wird (nun ja, irgendwie ist einem das gar nicht so fremd, so wie man selber auch immer wieder über Texte geht).

Der Film ist ein Tripp durch den Meinungssalat wenig maßgeblicher, aber dafür umso lautstärkerer (gar tonangebender?) Intellektueller unseres Landes und das mit viel menschlicher Wärme. Eine Bestandsaufnahme deutsch-gebildeter Möchtegern-Befindlichkeit?

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