Haltlos

Menschen, die nicht wissen, was sie wollen,

sind arme Geschöpfe, bemitleidenswerte Geschöpfe. Mit solchen Menschen ist es schwer auszuhalten, auch im Kino. Das kann qualvoll werden. Vielleicht besonders, wenn durch so einen Film ein Plakat geistert, auf dem Bruce Lee verkündet „Das war mein Leben“.

Das bedauernswerte Geschöpf, was mit dem Leben nicht zurechtkommt, ist Martha, die filmgroßartige Lilith Stangenberg. Sie ist ständig hin- und hergerissen, ob sie das Kind, was sie erwartet, behalten oder zur Adoption freigeben soll; und auch nach der Geburt geht die Unentschiedenheit weiter.

Sie kann das Kind in den 8 Wochen nach der Geburt zurückholen ohne Begründung, das ist der rechtliche Rahmen. Aber auch darnach ist sie überfordert, soll sie es behalten oder nicht, soll sie an die dahingeplapperten Versprechungen von Mutter (Jeanette Hain) und Schwester (Zsá Zsá Inci Bürkle) glauben, sie würden helfen. Der Vater (Samuel Schneider) ist verheiratet, hat ein Kind. Er kann seine Ehe nicht gefährden. Eine Familie kann sie mit ihm nicht gründen.

Kida Khodr Ramadan hat ein exzellentes Team um sich versammelt, um diese Groschengeschichte, dieses Soziomelodram nach dem Drehbuch von Antje Schall auf die Leinwand zu bringen; dramaturgische Beratung von Valeska Griesbach.

Allen voran Faszinosum Lilith Stangenberg, die, wenn es um Gefühlsdarstellungen von Elend, Glück oder Durchgeknalltheit geht, keine Grenzen kennt und die möglicherweise gerade bei so einem Rührstoff mangels intellektueller Herausforderung erst recht aufdreht, damit der Film – vermutlich vor allem beim Fernsehpublikum – auf die Gefühls- und Gewissensdrüsen drücken kann.

Als Sinnsatz darf Martha zweimal zitieren, dass Wasser fließen könne aber auch schmettern. Wie das als Symbol für Unentschiedenheit gelesen werden kann, sei dahingestellt.

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