Im Schneckengang
geht es mit dem Klima bergab. Das kann als Symbolbild für den Film von Alexander Riedel dienen, der dem Wind als einem Indikator für den Klimawandel nachgeht.
Die Schnecke fand er am Rande einer Tagung in Genf bei der WMO. Sie geht im Schneckentempo über eine Steinplatte und verschwindet dann abwärts im Abgrund. So wird es mit dem Weltklima passieren. Ansonsten werden in Genf bei der WMO eifirig Hände geschüttelt; was will so eine Organisation sonst schon tun.
Die Veränderungen, die der Mensch mit dem CO2-Ausstoß schafft, sind irreversibel; und selbst wenn er heute aufhörte, so würde es noch eine Weile dauern; aber die bis dahin ausgestoßenen Schadstoffe bleiben in der Luft. So drastisch formuliert es Özden Terli, einer der Protagonisten der Dokumentation, nach dem Premierenscreening letzten Donnerstag im Atelier in den City-Kinos in München.
So direkt kommt das im Film dann doch nicht vor. Der ist für das ZDF und dort für spätabends gemacht – obwohl es doch ein Massenthema ist – und zudem kinotauglich! Özden Terli ist Meteorologe beim ZDF.
In Spitzbergen beginnt die kleine Weltreise des Dokumentaristen. Hier sind Klimaforscher dabei, mit Fesselballons und Flugzeugen Luftströmungen zu untersuchen. Die Forschungen erinnern an ähnliche Forschungen bei den Unterwasserströmen der Gletscher wie im Film Into the Ice gezeigt. Für die Kamera sind das ergiebige Objekte. Die Geräte, mit denen die Forscher bei Wind und Eis hantieren; die Mühe, die es macht, den Fesselballon ‚Tropos‘ mit den entsprechenden Geräten in die Luft zu bringen. Und dann die Weite, die spitzen, schneebedeckten Berge.
Ebenso ergiebig ist das Forschungsschiff Polarstern, mit dem Riedel von Las Palmas bis nach Kapstadt mitfährt. Hier untersucht ein chinesischer Forscher die Wanderung von Schadstoffen in den Luftströmen.
Riedel fährt von Kapstadt aus weiter nach Namibia. Hier wird primitiver gearbeitet. Es gibt zwar eine Wetterstation, die ist aber noch so ausgestattet wie zur Zeit ihrer Gründung vor einigen Jahrzehnten. Das erinnert an den Film Wettermacher.
Oder ein Mann erklärt die Sache mit den Bodennebeln und wie er sich über Nacht vor denen schütze, indem er sich einfach im Sand eingräbt; man sieht ihn beim Melonenpflücken aus dornigem Gestrüpp und er erklärt, dass es ein Kampf mit den Schakalen um diese Früchte gebe und dass hier in der Wüste 4 Jahreszeiten an einem Tag vorkommen können.
Ein bisschen verweht es dem Film im Laufe seiner Reise das Thema; es geht um Meteorologie, um Wettervorhersagen am TV, die Verschiebung des Jetstreams als Statement, um die immer häufigeren Extremwetterlagen, um Gletscherbeobachtung auf der Zugspitze, ein kleines Intermezzo bekommt ein Rucksack mit Solarpanelen, es geht um die Politik, warum die nicht handle hinsichtlich CO2-Reduktion; eine Anwältin meint, es gehe immer um Bestandschutz; auch ein kurzes Gespräch mit der Munich Re fällt ab und es folgt eine Extrapolation nach Sri Lanka zu Teepflückerinnen. Der Film ist alo auch ein kleiner, sympathischer Reisefilm an einem lockeren thematischen Leitfaden.