Arthur & Diana

Letztlich würde man dann aber doch gern mehr erfahren über die Menschen und ihre Beziehungen.

Erzählt großartig, scheint aber nicht genau entschieden zu haben, was erzählt werden soll.

Die egalitäre Demokratie für die Kapitalismus-Elite,

das sei der Titel der Dissertation der Protagonistin Diana (Sara Summa), ihr Bruder Arthur (Robin Summa) zitiert ihn so: „Die scheißegalitäre Demokratie für die Kapitalismus-Elite“. Das macht eine Figur schon mal spannend, wenn sie akademisch so zugange es.

Es ist Diana, eine Französin, die mit ihrem Mann Patrick (Benjamin Schwimm) in Berlin lebt. Sie haben den süßen Knaben Lupo (Lupo Piéro Summa).

Die Namen dürften es verraten: im richtigen Leben sind die hier Brüderchen und Schwesterchen spielen, ein Ehepaar mit dem gemeinsamen Kind. Und im richtigen Leben ist Diana, also Sara Summa, wohl die treibende Kraft hinter diesem Film der DFFB Berlin, sie ist die Autorin, die Regisseurin und gleichzeitig Protagonistin und was noch immer neben dem Schnitt und hat ein wunderbares, europäisches Road-Movie um Familie inszeniert.

Ganz klar ist der Anlass der Reise nicht. Ihr Bruder kommt extra aus Frankreich angereist, um seine Schwester mit Kind abzuholen für eine Reise nach Frankreich zur Mutter und Oma, die nicht Oma genannt werden möchte, emanzipiert, sondern Betty (Claire Loiseau).

Das Auto ist ein altes Klappergestell, der TüV überfällig. Man meidet die Maut-Stellen und es kommt zu einer kuriosen Begegnung mit der französischen Landpolizei. Hier entpuppt sich Arthur als exzellenter Lügner, wie sein Vater schon, und schafft es, aus der Strafe eine Verwarnung zu machen.

Das Ziel der Reise könnte die Beerdigung einer Tante in einem deutschsprachigen Teil Italiens sein. Der Schlenker über Frankreich ist verständlich wegen der Oma. Auch Umwege innerhalb von Frankreich werden plausibel dargelegt.

Nebenbei gibt es noch einen kleinen Hickhack um die Qualitätsunterschiede von Navis und altbackenen Landkarten. Manche Ereignisse auf dieser Reise mögen anekdotischen Hintergrund haben.

Der Film verblüfft durch seine Nähe zu den Figuren, deren Natürlichkeit, den Charme, dass Franzosen auch mal Deutsch sprechen, durch einen ungestümen Sog, auch dank der mitten im Geschehen unauffällig anwesenden Kamera. Er beschafft sich mit Städte- oder Landschaftsimpressionen zu Zwiegsprächen einen dokumentarischen Input.

Man würde aber gerne mehr über Diana erfahren; ein Streit zwischen ihr und ihrem Bruder eskaliert einmal; tiefer in die Beziehung will der Film nicht eindringen. Er tendiert durch das nicht klar definierte Ziel gelegentlich auch zu einer gewissen Beliebigkeit, ob jetzt die Party auf dem Land noch sein musste, ob diese und jene Begebenheit noch erzählt werden musste, sei dahingestellt. Es gibt Ansätze zu Nebengeschichten: das Auftauchen von Zora (Livia Antonelli) und der Draht zu Arthur oder die Party mit der Liebelei zwischen Diana und Mathieu (Ugo Fiore).

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