Übel und ganz und gar unfröhlich
Es gibt nichts Übleres, als wenn die Lebenslinien für die Eigen-PR des Senders missbraucht werden, nichts was mehr stinkt. Nicht zu vergessen, bezahlen muss es der Zwangsgebührenzahler.
Man könnte solche Sendungen vermutlich ungestraft als Kommerzsendungen einkategorisieren.
Ätzend sind sie, die Ausschnitte aus den eigenen Sendungen des BR, ätzend die Ausschnitte aus den Kabarettsendungen mit den billigsten Witzen auf Kosten des Geschlechts.
Die Protagonistin in dieser untertänigsten Werbesendung von Christiane Hegetusch, redaktionell beturtelt von Christiane von Hahn, schmeichelt der Protagonistin, indem sie über ihr Promitum Süßes sagen darf, wie schön es sei, erkannt zu werden und zu sehen, dass etwas zurückkomme.
Eine kritische Sendung könnte jetzt nachfragen, ja was denn zurückkomme. Es heißt doch immer, so wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurück. Nichts davon bei Christiane Hegetusch. Die will ein Hochglanzbildchen von ihrer Protagonistin fabrizieren.
Der Satz könnte aus jedweder austauschbaren Promi-Klatschspalte stammen: “… ist beruflich viel unterwegs, doch so oft es ihre Zeit erlaubt, besucht sie ihr Mutter … “. Ums Himmels willen, könnte man da nicht etwas mehr geistige Energie reinstecken, um nicht nur solche platten Klischees zu reproduzieren?
Wie gesagt, das soll es alles geben, das soll, wie dämlich auch immer, erlaubt sein in unserer freiheitlichen Demokratie, alle sollen doch von ihr schwärmen dürfen! Aber doch aber nicht auf Kosten von Zwangsgebührenzahlern, die sich womöglich diese Zwangsgebühren von einem höchst bescheidenen Haushaltseinkommen richtiggehend absparen müssen. Da darf er dann zuschauen, wie die Fernsehpeople leckeren Kuche auf seine Kosten verzehren. So etwas ist heute nicht mehr haltbar.
Das mag akzeptabel gewesen sein, als der Rundfunk noch ein Schlumpffunk und ein purer Pfründenfunk war (auch die Protagonistin kommt offenbar mitten aus dem BR-Kuchen). Wenn der Vater schon erwähnt wird, dann sollte man doch, da er offenbar als Regisseur eine Person öffentlichen Interesses war, nicht nur seinen Vornamen Heinz angeben, sondern auch seinen Familiennamen.
Die Infos aus dem Leben der Protagonistin bleiben vor allem vage anekdotisch. Da wäre ein genaueres Nachfragen nach der offenbar wichtigen Bruchstelle im Leben mit 8 Jahren, wie sie vom leiblichen Vater aus dem Vorort zur leiblichen Mutter nach Schwabing gezogen ist, schon spannend, auch die Folgen. Allzu reflektiert scheint die Protagonistin selbst auch nicht damit umzugehen.
Und ein Todesfall, wie der des Bruders, wie sie 14 Jahre alt war, ist sicher tragisch.
Inzwischen ist es ein ausgelatschter, müder Schuh bei den Lebenslinien, die früheren Schulen, Wohnungen der Protagonisten aufzusuchen; so bedeutend sind die meisten Zeitgenossen, die hier vorgeführt werden, nicht, dass sich das auch nur entfernt anbieten und lohnen würde – das ist das Gefälle zwischen Mietswohnung oder Volksschule und heutigem Lebensstandard meist doch zu gering.
Sympathisch an Constanze Lindner ist, dass sie keine verbissene Karrieristin ist, sondern irgendwie in diesen Job hineingerutscht ist und auch das, so scheint es zumindest, nicht mit Karriereplan.
Beim Thema, sich auf die Seite der Glücklichen zu schlagen als Überlebensstrategie, da hätte man ruhig nachfragen dürfen, Glück-Vorspielen als Geschäftsmodell?
Merke: Kabarettisten sind Kapitalisten und haben in einem zwangsfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der primär die Demokratie lebendig halten soll, nichts zu suchen, erst recht nicht, wenn sie ihr Geschäft mit Witzen auf Kosten der Geschlechterschwächen machen.
Beruhigend: Die Sendung wurde produziert nach ökologischen Standards. Was immer das heißen mag. Wäre super, wenn es jetzt auch noch heißen würde, „nach demokratischen Standards“.